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Wo sich die deutsche Durchschnitts-Seele tummelt

Psychologen der WWU initiieren mit Forschern aus Osnabrück und Leipzig eine Online-Plattform für Befragungen

 

Manche psychologischen Mythen halten sich hartnäckig: Etwa, dass die Handschrift unsere Persönlichkeit widerspiegelt oder dass bei Vollmond die Rate an Gewalttaten steigt. "Alles falsch", sagt Dr. Meinald Thielsch vom Institut für Psychologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). "Die Empirie widerlegt solche Volksweisheiten." Auf der Online-Plattform "PsyWeb" klären er und seine Kollegen Prof. Dr. Fred Rist (WWU Münster), Prof. Dr. Uwe Kanning (Hochschule Osnabrück) und Prof. Dr. Stefan Schmukle (Universität Leipzig) seit November über Mythen der Psychologie auf. Doch das ist nur ein Ziel des Angebots - vor allem wollen sie Probanden für die Teilnahme an psychologischen Studien gewinnen.

Weltwirtschaftskrise: Die Gelassenheit ist bei Wohlhabenden am stärksten

Währungsfonds-Chefin Christina Lagarde sieht das Risiko einer Weltwirtschaftskrise nach dem Muster der 30er Jahre heraufziehen. Währenddessen steigt in Deutschland der Konsumklima-Index auf den Wert 5,6 ("Kaufrausch"), und das Volk unterhält sich empört-amüsiert mit allerlei Klatsch über seinen Präsidenten samt Gattin. Wie das? Dr. Lars Gerhold, Psychologe an der Freien Universität Berlin, hat es in einer empirischen Studie analysiert: Die makrosoziale, komplexe Unsicherheit "verblasst" im Bewusstsein der Menschen weit hinter einer relativ sicheren Situation in Familie, im weiteren Umfeld und im Einkommen.

Selbstheilung durch Meditation und Selbstaufmerksamkeit: Depression, chronischen Schmerz, Zwangsgefühle überwinden

Die neuen Trends der Psychotherapie orientieren sich an Meditation und Selbstaufmerksamkeit. Wissenschaftliche Studien weisen die Wirksamkeit der jahrtausendealten Verfahren für verschiedenste Krankheitsbilder empirisch nach. Diplompsychologe Helmut Brenner bietet mit seinem Handbuch "Meditation" Laien einen Überblick über das breite Spektrum an Möglichkeiten und lädt ein: Jede(r) mag für sich nach eigenen Vorstellungen die individuell optimale Meditationsform auswählen.

Alkoholismus und innerfamiliäre Gewalt: Hilfen für Opfer und Täter besser koordinieren

Die Festtage forcieren wieder eine meist verschwiegene Risikokonstellation: Sucht und Gewalt in Familien. In der therapeutischen Praxis wird der häufigen Überlappung beider Probleme wenig Rechnung getragen, kritisiert Christina Rummel (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hamm/Westf.). "Dem entsprechend arbeiten Fraueneinrichtungen und Suchthilfe weitgehend getrennt voneinander.

Computerspieler mit Team und Training: eSportler tragen den Vereinsgedanken in die digitale Welt

Der eSport versteht sich selbst als eigene Sportdisziplin, in der Computer- und Videospieler mit- und gegeneinander antreten. Gespielt wird in festen, teilweise professionellen Teams, die auch als Clans bezeichnet werden. In der "Bundesliga" dieser Gemeinschaft, der Electronic Sports League (ESL), sind nach eigenen Angaben ca. drei Millionen Nutzer weltweit aktiv. Bislang war über diese Gaming-Profis wenig bekannt. Nun durchleuchtet eine Studie der Universität Hohenheim zum Digitalen Spielen das Phänomen der ESL-Spieler in Deutschland.

Wie Achtsamkeit gegen Schmerz wirkt

Mit innerer Haltung gegen den Schmerz: Achtsamkeitsmeditation wird zur Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen schon seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Wie Achtsamkeitsmeditation das subjektive Leiden unter Schmerz auf neuronaler Ebene vermindert, hat ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Bender Institute of Neuroimaging (BION) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), des Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School in Boston, USA, und der Universität Maastricht, Niederlande, nun herausgefunden. Die Forscherinnen und Forscher konnten zeigen, dass Probandinnen und Probanden im Zustand der Achtsamkeit den Schmerz sehr wohl spüren, aber nicht so stark darunter leiden, weil die für die Bewertung des Schmerzreizes verantwortlichen Hirnareale weniger stark aktiviert werden. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Cerebral Cortex" veröffentlicht.

Forensik: Konfliktfelder der ambulanten Psychotherapie von Sexualstraftätern

Forensische Ambulanzen haben neuerdings in vereinzelten Regionen die Aufgabe, Sexualstraftäter nach ihrer Haftentlassung zu beaufsichtigen und ambulant zu behandeln. Nur die wenigsten Therapeuten sind in der Lage und bereit, sich dieser widersprüchlichen Herausforderung zu stellen: Der Psychologe muss einerseits eventuelle Rückfall- und Sicherheitsrisiken an die Justiz melden; anderseits muss er eine vertrauensvolle Beziehung zu seinem Klienten aufbauen, um einen therapeutischen Einfluss ausüben zu können. Betroffene Psychologen berichten über die Konfliktfelder in "Forensische Psychiatrie und Psychotherapie".

Wirtschaftspsychologie: Studienabgänger bringen immer weniger intrinsische Motivation in den Beruf ein

Der Anteil potenzieller Führungskräfte ist bei jungen Hochschulabsolventen während der letzten Jahre deutlich zurückgegangen; Stressresistenz und Selbstmanagement haben abgenommen. Dies ergab ein Vergleich zwischen zwei diagnostische Erhebungen 2003 und 2010. Professor Dr. Heinrich Wottawa und Kollegen (Ruhruniversität Bochum) berichten in "Wirtschaftspsychologie" über die Testergebnisse bei mehr als 20.000 Studienabgängern.

Kleinunternehmen: Kontrast zwischen täglichem Handeln und Arbeitsschutzwissen

Kleine Unternehmen weisen dem Arbeits- und Gesundheitsschutz eine hohe Bedeutung zu. Das zeigt eine repräsentative Befragung von rund 1.000 geschäftsführenden Personen, die die Bundesanstalt für Arbeitsschutz- und Arbeitsmedizin (BAuA) in Auftrag gegeben hat. Untersucht wurden Kenntnisstand und betriebliches Handeln im Arbeitsschutz der Arbeitgeber. Die Ergebnisse liegen jetzt als Bericht "Kenntnisstand von Unternehmen auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in KMU" vor. Sie verdeutlichen den Kontrast zwischen dem Wissen über Arbeitschutz und dem täglichen Handeln im Betrieb.

Bielefelder Konfliktforscher sehen anhaltend menschenfeindliche Situation in Deutschland

Die Menschen in Deutschland haben zunehmend das Gefühl, dass die Politik die Probleme des Landes nicht mehr regeln kann. Das hat Konsequenzen für die Meinungen über schwache Gruppen, denn sie werden zuerst Opfer der negativen Beurteilung der Lage. Die Abwertung von Obdachlosen, Arbeitslosen und Behinderten, aber auch die Fremdenfeindlichkeit steigen erneut an. Auch und besonders Besserverdienende grenzen sich vermehrt von ärmeren Mitgliedern der Gesellschaft ab, und Engagement und Solidarität werden immer stärker danach bemessen, ob sie sich auch wirtschaftlich lohnen. Das sind zentrale Ergebnisse der Langzeitstudie "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" (GMF) des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Die Studie hatte eine Laufzeit von zehn Jahren. Die Professoren Dr. Wilhelm Heitmeyer und Dr. Andreas Zick ziehen zusammen mit ihren Mitarbeitern am heutigen Montag in Berlin das Fazit und stellten den zehnten und letzten Band der Reihe "Deutsche Zustände" vor, in dem sie die Ergebnisse veröffentlichen....




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