Es ist gut bekannt, dass es beträchtliche diagnostische und therapeutische Defizite im Bereich depressiver Erkrankungen gibt. Aus vielfältigen Gründen suchen sich depressiv Erkrankte keine professionelle Hilfe. Von Ärzten wird die Diagnose, die sich nicht selten hinter körperlichen Beschwerden versteckt, nicht gestellt, wegen Bedenken und Vorurteilen bezüglich Antidepressiva werden diese von vielen Patienten abgelehnt und wegen Versorgungsengpässen wird eine Psychotherapie nicht oder erst nach langen Wartezeiten begonnen. Die Zunahme der Diagnosehäufigkeit depressiver Erkrankungen und auch die Zunahme der pharmako- und psychotherapeutischen Behandlungen ist vor diesem Hintergrund ein sehr erwünschtes Phänomen und weder Ausdruck einer generellen Zunahme der Depressionshäufigkeit in der Allgemeinbevölkerung noch einer Überversorgung. Dies trifft insbesondere für Deutschland zu, wo Psychopharmaka mit einer besonders großen Skepsis begegnet werden.