Ursula Frede reflektiert aus beiden Perspektiven alle relevanten Fragen zum Leben mit akutem oder chronischem Schmerz. Sie weiß:
- Wird die Autonomie des Schmerzpatienten respektiert, kann das Selbstwerterleben die Schmerzverarbeitung begünstigen.
- Je mehr der Therapeut die Führung übernimmt, desto passiver kann der Patient werden.
- Nur die aktive Beteiligung des Kranken kann die Therapiechancen verbessern.
Anderseits: "Ein wesentliches Merkmal bei chronischen Schmerzen ist die Unsicherheit, das Nicht-Wissen, wie es weitergeht, ob der Schmerz wieder verschwinden, weniger oder stärker wird. Die Verunsicherung wird noch verstärkt durch unklare oder ausweichende Aussagen von Ärzten, widersprüchliche Informationen und teilweise entgegengesetzte Behandlungsvorschläge, durch die Einseitigkeit vieler Behandlungsregeln im Krankenhausbetrieb sowie durch organisatorische und institutionelle Bedingungen, die für den Betroffenen oft wenig durchschaubar und somit nicht einkalkulierbar sind.
Das Bedürfnis nach Orientierung ist eng verquickt mit dem Bedürfnis, die eigene Situation zu kontrollieren; diese Kontrolle ist nur dann möglich, wenn man sich in dieser Situation orientieren kann. Ein Großteil der verunsichernden äußeren Umstände im Falle chronischer Krankheit kann vom Therapeuten nicht oder nur begrenzt beeinflusst werden. Doch sollte er das Bewusstsein für die Auswirkungen schärfen, die diese Umstände möglicherweise haben können. In der therapeutischen Begegnung selbst sind es vor allem zwei Grundhaltungen, die dem Bedürfnis des Patienten nach Sicherheit und Orientierung entsprechen: Echtheit und Verlässlichkeit," schreibt Ursula Frede.
Sie versäumt auch nicht, auf konkrete, scheinbar banale Empfehlungen zum Stationsalltag einzugehen: "Gemeinsam mit dem therapeutischen Personal sollten Möglichkeiten erarbeitet werden, wie Patienten in ihrer Selbstbestimmung zumindest weniger eingeschränkt werden. Um nur einige Beispiele zu nennen: Im Injektionsraum sollte für ausreichenden Sichtschutz gesorgt sein. In Mehrbettzimmern könnten Vorhänge oder Stellwände zwischen den Betten die Intimsphäre der Patienten zumindest vom Visuellen her schützen..."