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Was trieb NS-Täter an? Haben wir gelernt, den Holocaust zu verstehen? Die Psychologie in Deutschland hat ebenso wie die "Frankfurter Schule" wenig zur empirischen Täterforschung beigetragen. John Michael Steiner, Tscheche, ehemaliger KZ-Häftling und späterer Soziologie-Professor, ließ jedoch während der 60er Jahre NS-Täter unterschiedlicher SS-Hierarchieebenen Lebensläufe schreiben oder Fragebögen ausfüllen. 60 Jahre später publizieren und kommentieren Jochen und Anne Fahrenberg die Materialien in ihrem Reader "Täterforschung nach Auschwitz". Das Buch dient der Entdämonisierung und psychologischen Analyse von Phänomenen, die in der gegenwärtigen Situation eine neue, veränderte Aktualität gewonnen haben. Häusliche Gewalt nimmt sprunghaft zu. Allein in Nordrheinwestfalen wurden für das Jahr 2022 insgesamt 33.696 häusliche Gewalttaten amtlich registriert, teilt NRW-Familienministerin Josefine Paul mit. 2018 stellten die Behörden 26.535 Fälle fest. Nach Expertenschätzungen wird weniger als ein Prozent der häuslichen Gewalt amtlich bekannt. Leichte bis schwere Körperverletzung sind die häufigsten Delikte. Sexueller Missbrauch nimmt überproportional zu. Alle Gruppen sind als Täter beteiligt: Männer, Frauen, Jugendliche. Die Katastrophen Tschernobyl und Fukushima haben das Bild einer angeblich unkontrollierbar riskanten Nuklearenergie in Deutschland geprägt. Der "Atomausstieg" ist die Folge. Der Kernenergetiker und Sicherheitsingenieur Dr. Volker Hoensch belegt, dass die Explosionen nur durch regelwidrige Entscheidungen Verantwortlicher möglich wurden. Wirtschaftspsychologie: Zehn Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten suchthaft. Betroffene arbeiten nicht nur sehr lang, schnell und parallel an unterschiedlichen Aufgaben, sie können auch nur mit schlechtem Gewissen freinehmen und fühlen sich oft unfähig, am Feierabend abzuschalten und zu entspannen. Das geht auf die Gesundheit: Suchthaft Arbeitende stufen ihren Gesundheitszustand etwa doppelt so häufig als weniger gut oder schlecht ein wie nicht betroffene Erwerbstätige. Deutlich häufiger als andere haben sie körperliche oder psychosomatische Beschwerden, suchen deswegen aber seltener ärztliche Hilfe. Das ergibt eine neue Studie von Forschenden des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig, die die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Die medizinische Fachwelt hat während der Corona-Pandemie ihr volle Kraft nicht ausspielen können. Denn das reichlich vorhandene Spezialwissen wurde nicht in ein Gesamtbild integriert. Die scheinbaren Widersprüche zwischen einzelnen Medizinern basierten meist auf einseitigen Perspektiven unterschiedlicher Subspezialisierungen. Der Rahmen einer Theorie der Pandemie - oder gar der Theorie der Medizin - fehlt. Diese Defizite analysiert Professor DDDr. Felix Tretter in seinem aktuellen Reader "Wissensgesellschaft im Krisenstress". Gleichzeitig bereitet er systemwissenschaftlich eine empirisch fundierte Theoriebildung vor. Intelligenz ist zum Teil genetisch bedingt. Es gibt Studien, die belegen, dass gewisse Genvariationen mit besseren Leistungen in Intelligenztests verknüpft sind. Andere Studien zeigen, dass unterschiedliche Hirneigenschaften, zum Beispiel eine effiziente Vernetzung, mit Intelligenz zusammenhängen. Erstmals haben Forschende nun alle drei Parameter – Gene, unterschiedliche Hirneigenschaften und Verhalten – gleichzeitig untersucht. Mit Genanalysen, kernspintomografischen Aufnahmen und Intelligenztests wies das Team nach, welche Hirneigenschaften das Bindeglied zwischen Genen und Verhalten bilden. Wie geht das Gehirn mit neuen Situationen um? Wie trifft es Entscheidungen? Mona Garvert und Christian Doeller vom MPI CBS haben gemeinsam mit Max-Planck-Kollegen vom MPI für Bildungsforschung und vom MPI für Biologische Kybernetik in einer aktuell in Nature Neuroscience veröffentlichten Studie untersucht, welcher Mechanismus im Gehirn zugrunde liegt, wenn wir gespeichertes Wissen auf neue Entscheidungssituationen anwenden. Wirtschaftspsychologie: Spaß und Abwechslung stehen für die Generation Y im Vordergrund ihrer Berufswünsche. Ein verlässliches Unternehmen und vorbildliche Vorgesetzte werden erwartet. Allerdings gewichten Frauen und Männer ihre Optionen unterschiedlich. Das Personalmanagement kann seine Erfolge durch eine entsprechende Feinjustierung optimieren. Die unabhängige Fachzeitschrift "Wirtschaftspsychologie" bietet in einer speziellen Ausgabe die aktuellen Daten und Übersichten zu Erfolgsfaktoren für "Employer Branding und Recruitment" . Frauen lesen mehr als Männer und erfreuen sich tendenziell einer eigenen höheren Sprachbegabung. Männer versuchen demgegenüber, ihre Attraktivität bei Frauen durch sprachliche Leistungen zu steigern. Professor Dr. Benjamin P. Lange erläutert die Hintergründe im Reader "Geschlecht und Verhalten aus evolutionärer Perspektive".
Nicht nur Augen und Mund verraten den Gemütszustand – Gießener Wahrnehmungsforscher stoßen zufällig auf die Bedeutung der Nase Während der Corona-Pandemie haben bei Müttern Stress und depressive Stimmungen häufig zugenommen. Unter der Belastungssituation veränderte sich bei etwa 50 Prozent das Mutter-Kind-Verhältnis nicht, bei fast 20 Prozent entwickelte es sich ungünstig und bei mehr als 30 Prozent günstig. Dies ergab eine Umfrage der Arbeitsgruppe Medizinische Soziologie der Medizinischen Hochschule Hannover - publiziert in der Fachzeitschrift "Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation". Entropie bedeutet das Ausmaß an Eventualitäten, Unklarheiten, vielleicht auch Ordnungsdefiziten. Wie können in Hochrisiko-Bereichen Entscheidungen unter wachsender Entropie gefällt werden? Der Sicherheitsingenieur Dr. Volker Hoensch hat die Frage anhand der Nuklearkatastrophen Tschernobyl und Fukushima untersucht: In beiden Fällen haben Verantwortliche gegen bekannte Naturgesetze gehandelt, um Gewinne zu steigern. In seiner neuen Monografie "Entscheidungen unter Entropie" liefert Hoensch eine mehrperspektivische Analyse aus Sicht der Physik, der Netzwerktheorie, der Sozialwissenschaften, der Psychologie und Philosophie. Die zunehmende Entropie fordert essentiell eine Sicherheitskultur heraus.
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