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Verhaltenstherapie per E-mail und Smartphone: erfolgreich, jedoch selten praktiziert

In Deutschland besteht reges Interesse an einer Verhaltenstherapie per E-mail. Sie wird jedoch nur selten angeboten. Die empirischen Wirksamkeits-Nachweise des Verfahrens sind deutlich. Sie "sollten zur Klärung gesetzlicher Regelungen und zu Finanzierungszusagen für die Online-Psychotherapie durch die Krankenkassen motivieren," empfiehlt Dr. Elisabeth Borgmann (Universität Mannheim) in der Fachzeitschrift Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin.

Die Psychologin bezieht sich u.a. auf die Studie einer niederländischen psychotherapeutischen Online-Klinik: 1500 erwachsene Patienten erhielten eine Web-basierte kognitive Verhaltenstherapie. 28% litten unter Depressionen, 9% unter einer Panikstörung, 31% unter Burnout und 32% unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die mittlere Behandlungsdauer für Depression lag bei 22 Wochen, für Panikstörung bei 19 Wochen, für posttraumatische Belastungsstörung bei acht Wochen und für Burnout bei 20 Wochen. 71% der Klienten nahmen am kompletten Therapieprogramm teil: Gut die Hälfte von ihnen konnte als gesund und ein Viertel als gebessert entlassen werden. Bei einem weiteren Viertel ließ sich kein positives Ergebnis feststellen.

"Die Patienten waren sehr zufrieden mit ihren Verhaltenstherapeuten. Obwohl 30 Prozent der Patienten einen Face-to-face-Kontakt während der Therapie vermisst haben, schätzten 83% die online-Therapie als effektiv ein, und 89% würden anderen Personen web-basierte Therapien empfehlen."
 
Die Studienautoren benennen zwei wesentliche Vorteile der Online-Verhaltenstherapie:

  • Die asynchrone Kommunikation erlaubt eine längere Reflexion über sinnvolle Interventionen.
  • Die automatisierte computergestützte Administration und Auswertung der Fragebögen bietet eine Arbeitsentlastung.

In der gleichen Ausgabe von Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin berichten Andrew J. White und Josepha Zimmer (Universität Mannheim) über die vorteilhafte Nutzung von Smartphones in der Psychotherapie. Erste Beispiele werden skizziert:

  • Eine Frau mit Messie-Syndrom und komorbider depressiver Symptomatik hatte ihre Wohnung vollständig zugemüllt; während der Therapie entsorgte sie nach und nach ihre Kollektion. Wöchentlich entstand in der Wohnung neues Bildmaterial, anhanddessen der Behandlungsfortschritt dokumentiert wurde. Regelmäßig konnte die Frau anhand der Bildsequenz die Erfolge zurückverfolgen - und ihre Therapiemotivation aufrecht erhalten.
  • Eine Frau mit Panikattacken, einer Generalisierten Angststörung und Krankheitsängsten wurde mit Entspannungs- und kognitiven Bewältigungsverfahren behandelt. Dazu sprach der Therapeut individualisierte Instruktionen der Progressiven Muskelentspannung während der Sitzung auf ein Smartphone. Diese schlossen auch hilfreiche Gedanken zum Umgang mit ihren spezifischen Ängsten ein. Die Patientin nutzt die Aufnahme in kritischen Situationen und kann die Angstproblematik besser bewältigen.
  • Eine Studentin litt unter überwältigenden Sorgen um Gesundheit und Sicherheit - die eigene wie die des Freundes. Die Therapeutin stellte Digitalfotos von Sitzungsmaterial zur Verfügung, das sich die Patientin in kritischen Situationen vor Augen halten kann - mit gutem Ergebnis.

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