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Verhaltenstherapie bei muslimischen Migranten: Die Solidarität der Familie kann die Krankheit verstärken

Im muslimischen Krankheitsverständnis spielen insbesondere drei Krankheitsdeutungen eine besondere Rolle: das Leiden als Prüfung Gottes, als Sündenvergebung und als Vorhersehung. Diese Einschätzung kann im Kontext einer Psychotherapie zu einer relativ passiven Haltung führen. Eigene Aktivitäten, wie z.B. Expositionstraining bei einer Angststörung, Hausaufgaben, Bewegungssport, erscheinen daher vielen muslimischen Patienten als fremd, berichtet Prof. Dr. Jan Ilhan Kizilhan. In "Praxis - Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation" bietet er einen Einblick in die Verhaltenstherapie muslimischer Migranten.

"Psychische Konflikte können zu Beginn einer Behandlung eher verschwiegen oder nur am Rande erwähnt werden. Eine Fixierung auf körperliche Beschwerden steht im Vordergrund. Daran muss das Behandlungssetting gegebenenfalls angepasst werden.

Folglich ist gemeinsam mit dem Patienten ein Behandlungs- und Erklärungsmodell zu entwickeln, das an das jeweilige Bildungsniveau und kulturelle Verständnis anschließen kann.

Für Patienten aus familienorientierten Gesellschaften mag die gemeinsame Entwicklung eines Erklärungsmodells ungewohnt sein; sie erwarten eher, dass der Therapeut nach der ersten Untersuchungsstunde ein vollständiges Erklärungsmodell liefert - wie sie es von traditionellen Heilern kennen. Daher ist es hilfreich, dem Patienten bereits frühzeitig die Sinnhaftigkeit einer für ihn ungewohnten Behandlungsstrategie zu erklären.

Die Einbeziehung der Familie und die jeweilige Rolle aller Familienmitglieder können ein besseres Verständnis für Konflikte und Beziehungsabhängigkeiten ermöglichen. Die starke Solidarität der Familie für ein erkranktes Mitglied kann unter Umständen die Krankheit verstärken bzw. aufrecht erhalten." Anschließend sollten Familienmitglieder mit Hinweisen zur Krankheit und Empfehlungen zum Verhalten versorgt werden.

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