Dr. Martin Tauss: "Jüngere Forschungsarbeiten unterstreichen das Potenzial psychedelischer Wirkstoffe in der Therapie von Depressionen und Suchterkrankungen, ebenso wie als begleitende Behandlung von unheilbar Kranken und Sterbenden." Psychedelika können an einer therapeutisch-spirituellen Schnittstelle wirken. "Sowohl im klinischen Setting als auch bei gesunden Probanden gibt es Hinweise, dass psychedelische Substanzen zu positiven psychophysischen Qualitäten beitragen können." Die dokumentierten Wirkungen liegen in den Kategorien Stimmung, Wohlbefinden, prosoziales Verhalten, Empathie, kognitive Flexibilität, Kreativität, Offenheit, Wertorientierung, Naturverbundenheit, Spiritualität, Selbsttranszendenz, Achtsamkeit.
In der Psychiatrie und der psychopharmazeutischen Forschung ist während der letzten Jahre eine gewisse Desillusionierung bezüglich psychoaktiver Medikamente eingetreten. Prof. Dr. Alfred Springer: Psychodelika "imponieren als Ausweg aus dieser Sackgasse und versprechen einen Paradigmenwandel in der psychopharmakologischen Behandlung. Sie wirken rasch und müssen nur für kurze Zeit und in geringer Frequenz angewendet werden. Dieser Aspekt ihrer Effizienz macht Halluzinogene (einschließlich Ketamin) sowohl für die psychotherapeutische Profession wie auch für die Krankenversicherungen attraktiv. Für die pharmazeutische Industrie sind sie attraktiv, da sie offenkundig keine Abhängigkeit induzieren und außerdem die Möglichkeit bieten, biotechnologische Methoden für die Entwicklung neuer patentierbarer Formulierungen anzuwenden."
Alfred Springer postuliert in diesem Kontext einen Paradigmenwechsel: "Das Jahrzehnt des Gehirns mit seinem Fokus auf Hirnfunktionen und auf das ´zerebrale Subjekt´ ist mit einem zunehmenden Interesse an der Struktur und den Mechanismen der (bewussten und unbewussten) mentalen und psychischen Prozesse gewichen. Dies führt zu einer Wiederbelebung der psychodynamischen Interpretationen, der Dynamischen Psychiatrie und den dynamisch/analytischen psychotherapeutischen Konzepten. Die Erkenntnis der Komplexität traumatischer Erfahrungen und deren Auswirkungen auf Affektivität und Erinnerungsprozesse hat eine Wandlung zur Akzeptanz des Behandlungsparadigmas der substanzunterstützten Psychotherapie ausgelöst ..."
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