Inhaltsverzeichnis
Zehn Jahre rausch
Martin Poltrum
Editorial
Martin Poltrum & Martin Tauss
Die Vision einer Bewusstseinskultur: historische und aktuelle Perspektiven
Martin Tauss
Die psychedelische Renaissance – Bestandsaufnahme und drogenpolitische Reflexion
Alfred Springer
„Zugang zur psychedelischen Erfahrungswelt“
Martin Tauss im Gespräch mit Torsten Passie
Unverhoffte Entdeckungen – Frauen in der frühen Peyote- und Meskalinforschung
Ivo Gurschler
Selbst-Behandlungsversuche mit Ayahuasca
Janine Tatjana Schmid
Mein letzter LSD-Trip
T. Cutter
Elysium hin und zurück – Mit Psychedelika unterwegs in der zweiten Lebenshälfte (Textauszug)
Claude Weill
Ekstase und Entsetzen in den Bildern von Heinz Stangl
Katharina Stangl
Bildstrecke: Heinz Stangl „Ekstase und Entsetzen“
Kreativität, Rausch, Sucht – Psychoanalytische Modelle der Suchtdynamik
Peter Subkowski
Kreativität und Psychopathologie. Ein Überblick
Christian Rominger, Human F. Unterrainer, Mathias Benedek, Ilona Papousek, Elisabeth M. Weiss, Corinna M. Perchtold-Stefan & Andreas Fink
Die Bluse – Von Begehren und Souveränität
Thomas Ballhausen
Bildstrecke: Bastien Vivès „Die Bluse“
Legale und illegale Drogen in populären Spielfilmen und Serien
Martin Poltrum
Rezensionen
Dennis Henkel: Silent Craving. Sucht und Drogen im Stummfilm (1890–1931)
Thomas Ballhausen
Don’t Worry! – Bemerkungen zu Gus van Sants Film über den querschnittsgelähmten und alkoholkranken Cartoonisten John Callahan
Hans J. Wulff
Broken home – Christiane und ihre Heroin-Clique sind zurück. Zur Online-Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (2021)
Martin Poltrum
Die Vision einer Bewusstseinskultur: historische und aktuelle Perspektiven
Martin Tauss
„The next great step of mankind is to step into the nature of his own mind – the real question is ‘just what is consciousness?’ – and we must make the most intelligent and creative use of science in exploring these questions.“
Gary Snyder, Earth House Hold (1969)
Zusammenfassung
Der Begriff „Bewusstseinskultur“ wurde vom deutschen Philosophen Thomas Metzinger geprägt und ausgearbeitet. Er dient als konzeptueller Rahmen, um Strategien der Bewusstseinsmodulation zu bewerten und gesellschaftlich nutzbar zu machen. Für die weitere Entwicklung dieses Konzepts sind historische Bezüge aufschlussreich. Eine frühe Vision evidenzbasierter Bewusstseinskultur findet sich bereits in Aldous Huxleys utopischem Roman „Eiland“ (1962). Ausgehend davon unternimmt der vorliegende Beitrag eine Zeitreise und beleuchtet exemplarisch Schauplätze und Entwicklungen, die für die Themen der Bewusstseinskultur relevant sind. Er verbindet narrative und analytische Passagen, ohne dabei eine vollständige Geschichte von Bewusstseinskultur zu präsentieren. Der Fokus liegt auf ursprünglich spirituellen Methoden der Bewusstseinsveränderung – dem Einsatz von Psychedelika (pharmakologisches Modell) und der Praxis von Achtsamkeitsmeditation (asketisches Modell). Beide Modelle haben zuletzt wachsendes Interesse im klinischen und psychotherapeutischen Bereich hervorgerufen. Der aktuelle Blick auf Psychedelika und Meditation ist aber auch hinsichtlich der Leitfrage der Bewusstseinskultur viel versprechend: Was ist ein guter Bewusstseinszustand?
Schlüsselwörter: Bewusstseinskultur, Psychedelika, Buddhismus, Meditation, Achtsamkeit (Mindfulness), Thomas Metzinger, Aldous Huxley
Summary
The term ‘Bewusstseinskultur’ (‘consciousness culture’, ‘culture of consciousness’) was coined and elaborated by German philosopher Thomas Metzinger. It serves as a conceptual framework to evaluate strategies for modulating states of consciousness with regard to societal benefit. A historical perspective is revealing for further developing this concept. An early vision of ‘Bewusstseinskultur’ can already be found in Aldous Huxley’s novel ‘Island’ (1962). Starting from Huxley’s utopian vision, this article sheds light on historical scenes and trends, which are relevant for the topics of ‘Bewusstseinskultur’. It combines narrative and analytical sections, but does not present an encompassing history of ‘Bewusstseinskultur’. The main focus is placed on consciousness- altering methods that originate in the field of religion and spirituality, namely the use of psychedelics (pharmacological model) and the practice of mindfulness meditation (ascetic model). Both models have recently gained growing interest in medicine and psychotherapy. Finally, the current perspective on psychedelics and mindfulness meditation is promising for the pivotal question of ‘Bewusstseinskultur’: What is a good state of consciousness?
Keywords: Bewusstseinskultur (consciousness culture, culture of consciousness), psychedelics, buddhism, meditation, mindfulness, Thomas Metzinger, Aldous Huxley
Dr. Martin Tauss
mtauss@kabelplus.at
Die psychedelische Renaissance – Bestandsaufnahme und drogenpolitische Reflexion
Alfred Springer
Zusammenfassung
In den letzten Jahren wurden die Grenzen zwischen dem legalen und dem illegalen Konsum psychoaktiver Substanzen zunehmend durchlässig. Ein Grund dafür ist das wiedererwachte Interesse an der Verwendung bestimmter psychoaktiver/halluzinogener Substanzen für medizinische und psychotherapeutische Zwecke.
Das medizinisch-psychiatrische Interesse gilt vor allem der Möglichkeit, psychedelische Drogen in der Behandlung von Angst, Sucht und posttraumatischer Belastungsstörung sowie von Personen, die unter dem psychischen Stress von Krebs im Endstadium leiden, zum Einsatz zu bringen.
Kleinere Studien in verschiedenen Ländern zeigen, dass solche therapeutischen Vorhaben forschungsgestützt auf sichere und wissenschaftlich konzise Weise durchgeführt werden können. Vorläufige Ergebnisse sind vielversprechend, sie beschreiben signifikante klinische Verbesserungen und nur wenige ernsthafte unerwünschte Wirkungen. Die Ergebnisse der Forschungsaktivitäten und Behandlungsstudien wurden in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und über die Boulevardpresse und in fiktionalen Produkten verbreitet (Kyzar, Nichols, Gainetdinov, Nichols & Kalueff, 2017; Sessa, 2015; Shroder, 2014). Diese Erkenntnisse haben den bestehenden Diskurs über möglicherweise generell positive Eigenschaften und Wirksamkeiten dieser Stoffe intensiviert.
Eine gewisse Kritik an den vorherrschenden Kontrollphilosophien ist der neuen Haltung immanent, dennoch beschränkt sich der Diskurs auf die medizinische Anwendung der Substanzen. Die Befürworter einer kontrollierten therapeutischen Anwendung der Halluzinogene sind sorgfältig darauf bedacht, das Thema in einem medizinischen Rahmen zu halten und den außermedizinischen Gebrauch der Stoffe zu verurteilen. Da die revisionistische Argumentation dem Diskurs aus der Blütezeit des Psychedelismus sehr ähnlich ist, könnte sie aber erneut zu weiter gefassten Überlegungen und Forderungen Anlass geben, zu einem mehrdimensionalen soziokulturellen Thema werden und altbekannte Probleme reaktivieren. Es ist daher notwendig, ein adäquates Regulierungssystem zu entwickeln.
Um den Fehlern vorzubeugen, die zu der gegenwärtigen Kontrollsituation geführt haben, sollte ein alternatives Modell bevorzugt werden, das monopolistische Vortäuschungen vermeidet und ein breiter gefächertes Muster des strategischen sozialen Drogenkonsums zulässt. Wie von der Multidisziplinären Vereinigung für psychedelische Studien (MAPS) vorgeschlagen, sollten medizinische, rechtliche und kulturelle Kontexte entwickelt werden, damit die Menschen vom kontrollierten Konsum psychoaktiver Substanzen sowohl innerhalb als auch außerhalb des medizinischen Systems profitieren können.
Schlüsselwörter: Forschung über Halluzinogene, medizinischer Gebrauch von Halluzinogenen, Geschichte der psychedelischen Psychiatrie, Neo-Psychedelismus, Anti-Prohibitionismus, Drogenpolitik
Summary
In recent years, the boundaries between the legal and illegal use of psychoactive substances have become increasingly blurred. One reason for this is the renewed interest in the use of certain psychoactive/hallucinogenic substances for medical and psychotherapeutic purposes.
In this context, a medical-psychiatric interest in psychedelic drugs as a treatment for diseases such as anxiety, addiction and post-traumatic stress disorder, as well as for people suffering from the psychological stress of terminal cancer became obvious.
Small-scale studies in various countries show that such research can be conducted in a safe and scientifically concise manner. Preliminary results have shown promising results for these treatments with significant clinical improvements and few, if any, serious adverse effects. The results of research activities and treatment studies have been published in respected scientific journals and disseminated through the tabloids and in fictional products (Kyzar, Nichols, Gainetdinov, Nichols & Kalueff, 2017; Sessa, 2015; Shroder, 2014). This development has triggered a new discourse on the positive properties and efficacy of these substances.
A certain criticism of the prevailing control philosophies is inherent in the new attitude, yet the discourse is limited to the medical application of the substances. Proponents of the controlled therapeutic use of hallucinogens are careful to keep the subject within a medical framework and to condemn the non-medical use of the substances. However, since the revisionist argumentation is very similar to the discourse from the heyday of psychedelicism, it could once again give rise to broader considerations and demands and become a broad sociocultural issue. It is therefore necessary to develop an adequate regulatory system.
In order to prevent the mistakes that have led to the current control situation, an alternative model should be preferred that avoids monopolistic pretences and allows for other patterns of strategic social drug use. As proposed by the Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS), medical, legal and cultural contexts should be developed so that people can benefit from the controlled use of psychoactive substances both within and outside the medical system.
Keywords: research on hallucinogens, medical use of hallucinogens, history of psychedelic psychiatry, neo-psychedelism, anti-prohibitionism, drug policy
Univ.-Prof. Dr. Alfred Springer
alfred.springer@meduniwien.ac.at
„Zugang zur psychedelischen Erfahrungswelt“
Martin Tauss im Gespräch mit Torsten Passie
Zusammenfassung
Torsten Passie wirft im Interview einen historischen Blick auf Psychedelika und beleuchtet deren aktuelle Renaissance in der klinischen Forschung, die u. a. auf die viel diskutierte „Krise der Psychopharmakologie“ zurückzuführen ist. Passie verweist auf viel versprechende Ergebnisse moderner Studien und sieht Potenzial in einer Psychedelika-gestützten Psychotherapie. Seiner Einschätzung nach sollten diese Substanzen jedoch nur in Kliniken unter professioneller Begleitung und Supervision zum Einsatz kommen.
Schlüsselwörter: Torsten Passie, Psychedelika, Psychopharmakologie, Psychiatrie, Psychotherapie
Summary
In the interview, Torsten Passie considers psychedelics from a historical perspective, and sheds light on the current revival of clinical research with these agents, that i. a. is due to the much debated ‘crisis in psychopharmacology’. Passie mentions promising results of modern studies and highlights the potential of psychedelicassisted psychotherapy. However, according to his evaluation, the use of psychedelics should be restricted to the clinical setting, with professional assistance and supervision.
Keywords: Torsten Passie, psychedelics, psychopharmacology, psychiatry, psychotherapy
Prof. Dr. Torsten Passie
Website: https://psychedelic-science.org
Dr. Martin Tauss
mtauss@kabelplus.at
Unverhoffte Entdeckungen - Frauen in der frühen Peyote- und Meskalinforschung
Ivo Gurschler
Zusammenfassung
Wie die Wissenschaft im Allgemeinen war auch die Erforschung der Wirkungen des Peyote-Kaktus vorwiegend Männersache. Auch bei den in der Zwischenkriegszeit durchgeführten pharmakopsychiatrischen Experimenten mit Meskalin spielten Frauen kaum eine Rolle. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Beitrag zwei Ausnahmeerscheinungen behandelt: Dr. Johannes Breslers explorative Versuche mit Kaktusextrakten an vorwiegend weiblichen Patientinnen (1905) und Leni Alberts’ pionierhafte Dissertationsstudie „Einwirkungen des Mescalins auf complizierte psychische Vorgänge“ (1921).
Schlüsselwörter: Peyote, Meskalin, Wissenschaftstheorie, psychedelische Therapie
Summary
Like science in general, the scientific investigation of the effects of peyote was predominantly a male affair. Women also played no role in the pharmaco-psychiatric experiments with mescaline that began in the 1920ies. Against this background two exceptional cases are discussed in this paper: Dr. Johannes Bresler’s exploratory experiments with cactus extracts on predominantly female patients (1905) and Leni Alberts’ pioneering dissertation study ‘Effects of Mescaline on Complicated Psychic Processes’ (1921).
Keywords: peyote, mescaline, epistemology, psychedelic therapy
Ivo Gurschler
ivo.gurschler@gmail.com
Selbst-Behandlungsversuche mit Ayahuasca
Janine Tatjana Schmid
Zusammenfassung
Ayahuasca wird in traditionellen Gesellschaften (Amazonasgebiet) als auch im Westen zur rituellen Heilung eingesetzt. Dabei werden ganz unterschiedliche geistige und körperliche Beschwerden mit Ayahuasca behandelt. In der hier besprochenen Studie werden 15 Patienten vorgestellt, welche sich einer rituellen Behandlung mit Ayahuasca unterzogen haben. Im Beitrag wird gezeigt, welche Rolle die subjektiven Krankheitstheorien der Patienten gespielt haben, und darüber hinaus werden die wichtigsten, subjektiv erfahrenen Ergebnisse der Behandlung besprochen.
Schlüsselwörter: Ayahuasca, Selbstbehandlung, subjektive Krankheitstheorien, Schamanismus, Heilrituale
Summary
Ayahuasca is used in traditional societies (Amazon region) as well as in the West for ritual healing. Different mental and physical ailments are treated with ayahuasca. In the study discussed here, 15 patients are presented who have undergone ritual treatment with ayahuasca. The paper shows which role played the subjective sickness theories of the patients and furthermore discusses the main, subjectively experienced results of the treatment.
Keywords: ayahuasca, self-treatment, subjective sickness theories, shamanism, healing rituals
Dr. Dipl.-Psych. Janine Tatjana Schmid
schamanismusforschung@web.de
Mein letzter LSD-Trip
T. Cutter*
Zusammenfassung
T. Cutter erzählt in diesem Beitrag von einem Horror-Trip, der sich vor vielen Jahren ereignete und sein letzter LSD-Trip war. Was in der Nacherzählung witzig und komisch anmutet, war während des Erlebens alles andere als lustig.
Schlüsselwörter: Horror-Trip, LSD, Todesangst, Panik, Verzweiflung, tiefsinnige Gespräche, Verbundenheit
Summary
T. Cutter tells in this article about a horror trip that happened many years ago and was his last LSD trip. What seems to be funny and comical in the retrospective narration was anything but funny during the experience.
Keywords: horror trip, LSD, fear of death, panic, despair, profound conversations, connectedness
* Pseudonym
Elysium hin und zurück – Mit Psychedelika unterwegs in der zweiten Lebenshälfte (Textauszug)*
Claude Weill
Zusammenfassung
Es ist ohne weiteres möglich, über Jahrzehnte bewusstseinserweiternde Substanzen zu konsumieren und in die Gesellschaft integriert zu sein. Das zeigt der ehemalige Schweizer Journalist und Erwachsenenbildner Claude Weill in seinem Buch Elysium hin und zurück – Mit Psychedelika unterwegs in der zweiten Lebenshälfte. Darin erzählen neun Menschen im Alter zwischen 53 und 73 Jahren ungeschminkt von ihren Erfahrungen mit Psychedelika und Empathogenen. Der hier abgedruckte Textauszug enthält die Vorbemerkung zum Buch und das Kapitel Ärzte sollten Psychedelika ausprobieren dürfen – Gespräch mit Xavier L. (64).
Schlüsselwörter: Psychedelika, Empathogene, Spiritualität, Mystik, Therapie mit psychoaktiven Substanzen, Buddhismus, Meditation
Summary
It is easily possible to consume consciousness expanding substances for decades and be integrated into society. This is shown by former Swiss journalist and adult educator Claude Weill in his book Elysium hin und zurück – Mit Psychedelika unterwegs in der zweiten Lebenshälfte. In this publication, nine people aged between 53 and 73 tell unvarnished stories about their experiences with psychedelics and empathogens. The text excerpt printed here contains the preface to the book and the chapter Physicians should be allowed to try psychedelics – interview with Xavier L. (64).
Keywords: psychedelics, empathogens, spirituality, mysticism, therapy with psychoactive substances, Buddhism, meditation
Claude Weill
www.claudeweill.ch
Kreativität, Rausch, Sucht – Psychoanalytische Modelle der Suchtdynamik
Peter Subkowski
Zusammenfassung
Nach einer einleitenden Klärung der Begriffe Sucht und Abhängigkeit und der Thematisierung von Lifestyle- Drogen werden verschiedene psychoanalytische Suchtmodelle vorgestellt. Im Anschluss daran wird das Verhältnis von Sucht, Rausch und Kreativität ausgelotet und die Psychodynamik künstlerischen Schaffens erläutert.
Schlüsselwörter: Rausch, Kreativität, Sucht, Abwehrmechanismen, Psychoanalyse
Summary
After an introductory clarification of the terms addiction and dependence and the discussion of lifestyle drugs, various psychoanalytical models of addiction are presented. Subsequently, the relation between addiction, intoxication and creativity is explored and the psychodynamics of artistic creation is elucidated.
Keywords: intoxication, creativity, addiction, defence mechanisms, psychoanalysis
Dr. Peter Subkowski
dr.subkowski.paracelsus@t-online.de
Kreativität und Psychopathologie. Ein Überblick
Christian Rominger, Human F. Unterrainer, Mathias Benedek, Ilona Papousek, Elisabeth M. Weiss, Corinna M. Perchtold-Stefan & Andreas Fink
Zusammenfassung
Die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Kreativität und Psychopathologie blickt auf eine lange Geschichte zurück und hat bis heute nichts von ihrer Spannung eingebüßt. Der erste Teil dieses Beitrages liefert einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand mit einem klaren Fokus auf Psychopathologien und Persönlichkeitsmerkmale, die eine Nähe zur Psychose und Psychose-ähnlichen Zuständen aufweisen. Im zweiten Teil dieses Beitrages wird darauf eingegangen, wie diese Psychose-ähnlichen Zustände mit kreativitätsrelevanten Prozessen in Verbindung stehen. Bei diesen Ausführungen sind zwei Prozesse im Zentrum. Zum einen sind es die divergenten Denkprozesse, die zur Bildung einer Vielzahl von Ideen wichtig sind, und zum anderen sind es die konvergenten Denkprozesse, mit deren Hilfe die Nützlichkeit, Brauchbarkeit und Anwendbarkeit dieser Ideen weiter elaboriert werden kann. Psychopathologische Eigenschaften scheinen die assoziativen und divergenten Prozesse in der Generierungsphase zu stärken, wenn aber höhere kognitive Kontrolle notwendig ist, könnte es zu Defiziten kommen. Die Autoren kommen zum Schluss, dass akute Psychopathologien wohl kaum mit einer höheren Kreativität einhergehen und Personen mit einer Neigung zur Psychose wohl nur in Abwesenheit von Psychose-ähnlichen Zuständen ihr volles kreatives Potenzial entfalten können.
Schlüsselwörter: Kreativität, Schizotypie, Psychotizismus, Divergentes Denken, Konvergentes Denken
Summary
The link between creativity and psychopathology is legendary and has been studied until today. The first part of the present paper describes the current stage of literature with a clear focus on psychopathologies and personality traits, which are closely linked with psychosis and psychosis-proneness. The second part outlines how these traits might be associated with creativity. To achieve this, we focused on divergent and convergent thinking processes. Divergent thinking might be important to produce a high number of ideas and convergent thinking to elaborate on these ideas to select the most applicable and useful solution. The psychosis-proneness might go along with elevated divergent thinking processes (via associative abilities) and decreased cognitive control mechanisms. The authors concluded that acute psychosis might not be associated with higher creativity and people might more likely achieve the fulfillment of their creative potential without psychosis-proneness.
Keywords: creativity, schizotypy, psychoticism, divergent thinking, convergent thinking
Dr. Christian Rominger
christian.rominger@uni-graz.at
Legale und illegale Drogen in populären Spielfilmen und Serien
Martin Poltrum
Zusammenfassung
Legale und illegale Drogen spielen eine große Rolle in populären Spielfilmen. Suchtmotive stellen seit über 100 Jahren ein beliebtes Thema des amerikanischen und europäischen Kinos dar. Im Beitrag wird eine neue Publikation zum Topos des Drogenkinos vorgestellt und gezeigt, wie Rausch, Ekstase und Sucht in Filmen und Serien dargestellt werden.
Schlüsselwörter: Rausch, Ekstase, Sucht, Spielfilm, Kino, Serie
Summary
Legal and illegal drugs play a major role in popular feature films. Addiction motifs have been a popular subject of American and European cinema for over 100 years. The article presents a new publication on the topic of drug cinema and shows how intoxication, ecstasy and addiction are portrayed in films and series.
Keywords: intoxication, ecstasy, addiction, feature film, cinema, serial
Univ.-Prof. Dr. Martin Poltrum
martin.poltrum@sfu.ac.at
rausch - Wiener Zeitschrift für Suchttherapie
10. Jahrgang • 2021 • Heft 1/2
Pabst, 2021
ISSN 2190-443X
Preis: 30,- €