Im Laufe der Gruppendiskussionen fiel auf, dass die Förderschullehrer die eigenen Kompetenzen nicht so präzise benennen konnten wie ihre Kollegen aus Regelschulen. Ein Erklärungsversuch: "Es gibt für die Förderschule nicht das Anforderungsprofil, es muss den unterschiedlichen Förderschwerpunkten Rechnung getragen werden. (...) Die Unsicherheit pädagogischen Handelns im Sinne einer Nicht-Vorhersagbarkeit ist relativ groß."
Dies hat deutliche Konsequenzen für die Einschätzung fachlicher und methodischer Kompetenz. Während Fachwissen verstanden als fachliche Inhalte für Pädagogen auf dem Gymnasium die wichtigste Anforderung überhaupt darstellt, ist der Begriff Fachwissen auf der Förderschule mit gänzlich anderen Inhalten gefüllt: "Lehrende im Förderschulbereich verstehen Fachwissen eher als pädagogisches und psychologisches Wissen, das v. a. aus diagnostischen Kenntnissen besteht und insgesamt ein pädagogisches Handlungsrepertoire abbildet. Es wird auch als Wissen um sozialkompetentes Verhalten gelabelt."
Der hohe Stellenwert pädagogischen und psychologischen Wissens beruht auf der Anforderung, "in jeder Situation handlungsfähig zu bleiben. Dazu müssen immer mehrere Handlungsalternativen zur Verfügung stehen, mittels derer in Gefährdungssituationen Deeskalation möglich ist."
"Man darf keine Angst haben, auch mal unbeliebt zu sein unter den Schülern", sagte einen Teilnehmerin während der Gruppendiskussion. Führungskompetenz, definiert als "Ausbalancieren eines gesunden Maßes an Nähe und Distanz zu den Schülerinnen und Schülern", ist zwar in allen Schulformen wichtig, besonders aber im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung: "keine Distanzierungsfähigkeit zu haben, ist, wie sich in ein Piranha-Becken zu stürzen - die Kinder fressen einen auf". M.W.
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