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Rehabilitation muss diversitätssensibler werden“

Obwohl Menschen mit Migrationshintergrund teilweise einen höheren Rehabilitationsbedarf haben, nehmen sie Maßnahmen medizinischer Rehabilitation seltener in Anspruch als Menschen ohne Migrationshintergrund. Diejenigen, die Rehabilitation nutzen, weisen im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung oft schlechtere Rehabilitationsergebnisse auf. Prof. Dr. Patrick Brzoska und Tugba Aksakal vom Lehrstuhl für Versorgungsforschung der Universität Witten/Herdecke (UW/H) haben gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern der Universitäten Bielefeld und Lübeck die Ursachen dafür erforscht und sich hierbei vor allem dem Aspekt der Versorgungserwartungen gewidmet. Für diese Arbeit wurden Sie nun mit dem diesjährigen Preis für Rehabilitationsforschung der Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften NRW (GfR) ausgezeichnet.

 

Im Rahmen des Projektes „Versorgungserwartungen von Menschen mit Migrationshintergrund und Möglichkeiten ihrer Berücksichtigung in der medizinischen Rehabilitation“ (VeReMi) führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Befragungen mit Hausärztinnen und Hausärzten, Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sowie Gesundheitspersonal in Rehabilitationseinrichtungen durch und befragten orthopädische Rehabilitationseinrichtungen. Alle Erhebungen fanden in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein statt.

„Gründe für die geringere Inanspruchnahme von Rehabilitation, aber auch anderer Präventionsmaßnahmen, liegen vor allem in Zugangsbarrieren, denen Menschen mit Migrationshintergrund im Gesundheitssystem begegnen“, fasst Tugba Aksakal die Ergebnisse zusammen. „Dabei geht es zum Beispiel um unzureichende Kenntnisse der deutschen Sprache, mangelnde Informationen sowie kulturelle Bedürfnisse und Erwartungen, denen Versorgungseinrichtungen nicht ausreichend Rechnung tragen.“ Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei es notwendig, die Gesundheitsversorgung, darunter auch die Rehabilitation, diversitätssensibler zu gestalten. Mögliche Maßnahmen, um dem Problem zu begegnen, seien Schulungen und Seminare, die das Gesundheitspersonal dabei unterstützen, die Vielfalt ihrer Patienteninnen und Patienten – nicht nur im Hinblick auf den Migrationshintergrund, sondern auch auf andere Merkmale wie Alter, Geschlecht und sozioökonomischen Status – besser zu berücksichtigen. Aksakal: „Darüber hinaus sollten Informationen in verschiedenen Sprachen oder, noch besser, sprachunabhängig über verschiedene Medien angeboten werden.“

Ein zentrales Ergebnis des Forschungsprojekts war, dass die Kommunikation zwischen den Behandelnden und den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden oftmals nicht richtig funktioniert. An dieser Stelle könnte beispielsweise ein Fragebogen zur Erfassung von Bedürfnissen und Erwartungen, der als Gesprächsleitfaden zu Beginn der Rehabilitation dient, Abhilfe schaffen.
Die Ergebnisse des Projekts zeigen auch, dass Einrichtungen eine diversitätssensible Ausrichtung als wichtig einschätzen. Gleichzeitig werden jedoch fehlende finanzielle Ressourcen und organisatorische Probleme benannt, die die Implementierung einer entsprechenden Versorgung behindern. „Um diese Hürden zu überwinden, müssen Einrichtungen daher strukturell und organisatorisch unterstützt werden. Aus den Ergebnissen lassen sich entsprechende Handlungsempfehlungen hierfür ableiten“, so Aksakal weiter.

 

Pressemeldung: https://idw-online.de/de/news714380

 

Literatur zum Thema

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Praxis Klinische Verhaltensmedizin & Rehabilitation 104 (4/2018) Migration in der Medizinischen Rehabilitation

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