Koffein aktiviert das dopaminerge Belohnungssystem und steigert das Wohlbefinden u.U. bis hin zur Euphorie. Die RAUSCH-Autoren beschreiben mehrere psychologische Wirkungsketten, die neben Kaffee auch koffeinhaltige Energydrinks, Nahrungsmittel oder Medikamente attraktiv machen: Koffein, in geringen Mengen genommen, kann Appetit, Ängste, depressive Verstimmungen und Konzentrationsstörungen reduzieren.
Hochdosierungen können jedoch u.U. gegenteilige Wirkungen begünstigen oder auslösen: Erregung, Ängste, Reizbarkeit, hypomanische Stimmungsschwankungen, Nervosität, Übelkeit, Zittern, Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Major Depressive Disorder, Psychosen, suizidale Tendenzen u.a. Typische Symptome des Koffeinentzugs sind insbesondere Kopfschmerzen, Benommenheit, Erschöpfung, Müdigkeit, verminderte Konzentration, u.U. sogar Übelkeit, Erbrechen und Muskelschmerzen.
Übermäßiger Koffein-Konsum steht häufig in einer Wechselwirkung mit dem gleichzeitigen Missbrauch anderer Substanzen: Nikotin, Alkohol, Kokain, Amphetamine, THC. Spielsucht und Internet-Abhängigkeit sind gleichfalls häufig mit übermäßigem Koffein-Konsum kombiniert. Daher sehen Therapeuten Koffein-Abhängige meist zunächst unter einer anderen Diagnose - und übersehen oft die Koffein-Problematik. Beiglböck und Kollegen folgen daraus die Empfehlung, bei psychischen Störungen routinemäßig auch immer auf den Koffein-Konsum zu achten.
rausch – Wiener Zeitschrift für Suchttherapie 2022-1/2
Wolfgang Beiglböck (Hrsg.)
Themenschwerpunkt: Koffein
https://www.psychologie-aktuell.com/journale/rausch/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2022-12.html