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rausch · Wiener Zeitschrift für Suchttherapie

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2022-1/2

Inhaltsverzeichnis

 

Editorial
Wolfgang Beiglböck


Medizinische Anwendung, Pharmakologie und Toxikologie von Koffein
Maximilian Gahr


Koffein und Doping
Patrick R. Diel


Kaffeetrinken als Alltagshandlung
Jörg Petry


Bildstrecke: Johannes Lerch „Kaffeeanbau in Vietnam“


Koffein und Erwartungshaltungen
Markus Schott


Koffein, Depression und Wohlbefinden – über die Bedeutsamkeit für die klinische Praxis
Laura Sophie Weintritt


„… und wie viele Tassen Kaffee trinken Sie so pro Tag?“
Wolfgang Beiglböck


Bildstrecke
Sonja Bachmayer „Eine Fotoreportage aus dem Wiener Rösthaus im Prater“


Energydrinks – Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand
Anna Krenn & Katharina Orisich


Kann man von Koffein abhängig werden?
Rebecca Sabau


Zur Behandlung der Koffeinabhängigkeit – Warum und wie?
Wolfgang Beiglböck


 

Medizinische Anwendung, Pharmakologie und Toxikologie von Koffein

Maximilian Gahr


Zusammenfassung
Koffein wird bei der adjuvanten Schmerztherapie, bei primären Atemstillständen bei Neugeborenen und zur kurzfristigen Beseitigung von Ermüdungserscheinungen medizinisch angewendet. Der Wirkmechanismus von Koffein als Psychostimulans in typischerweise aufgenommenen Dosierungen basiert vermutlich in erster Linie auf einem zentralen Antagonismus von Adenosinrezeptoren (A1- und A2A-Rezeptoren), was zu einer zentralen Hemmung der Adenosin-vermittelten Reduktion der Aktivität des dopaminergen und aufsteigenden Aktivierungssystems führt. Die Metabolisierung von Koffein ist hautsächlich von Cytochrom P450 1A2 abhängig, sodass Faktoren, die die Aktivität von CYP 1A2 beeinflussen (z. B. Medikamente, Rauchen, Schwangerschaft), die Pharmakokinetik von Koffein erheblich verändern können. Intoxikationen mit Koffein sind selten, können jedoch letal verlaufen. In üblicherweise aufgenommenen Mengen (50 bis 250 mg pro Tag) gilt Koffeingebrauch als nicht gesundheitsschädlich.

Schlüsselwörter: Adenosin, Coffeinum, Kaffee, Methylxanthine, Paraxanthin


Summary
Caffeine is medically used as an adjuvant in pain therapy, in apnea of prematurity, and for the short-term treatment of symptoms of fatigue. In doses typically administered, caffeine’s mechanism of action as a psychostimulant is presumably primarily based on central antagonism at adenosine receptors (A1- und A2A-receptors), which facilitates central inhibition of adenosine-mediated reduction of the activity of the dopaminergic and ascending arousal system. Metabolisation of caffeine mainly depends on cytochrome P450 1A2. Thus, factors that influence the activity of CYP 1A2 (e. g. medication, pregnancy, smoking), may change pharmacokinetics of caffeine considerably. Intoxications with caffeine are rare, however can be fatal. Caffeine use in typical doses (50 to 250 mg per day) is not considered harmful.

Keywords: adenosine, coffeinum, coffee, methylxanthines, paraxanthine


Prof. Dr. Maximilian Gahr, MA
Arzt, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Zusatzbezeichnung Psychoanalyse,
Studium der Philosophie (Master of Arts),
Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
III am Universitätsklinikum Ulm,
dort Leitung der Tagesklinik und der ambulanten
Dienste, wissenschaftlicher Schwerpunkt
im Bereich der Pharmakovigilanz und
Psychopharmakotherapie
maximilian.gahr@uni-ulm.de


 

Koffein und Doping

Patrick R. Diel


Zusammenfassung
Koffein gehört zu den häufigsten pharmakologisch verwendeten Substanzen. Neben der klassischen Aufnahme durch Genussmittel wie Kaffee, Tee, Cola, Mate, Guaraná und (in geringeren Mengen) Kakao finden wir es in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, die mit Koffein versetzt und angereichert werden. Hierzu zählt auch ein großes Spektrum von Produkten, die zur potenziellen Leistungssteigerung bei körperlicher Aktivität vermarktet werden. All diese Produkte werden mit dem Versprechen beworben, dass sie die körperliche Leistungsfähigkeit steigern und Koffein hierzu einen wichtigen Beitrag leistet. In der Regel ist dies für derartige Produkte aber nicht in wissenschaftlichen Studien belegt. Ob Koffein prinzipiell einen leistungssteigernden Effekt hat, ist immer noch Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. In jüngster Zeit gibt es eine zunehmende Anzahl wissenschaftlicher Studien, die eine Leistungssteigerung durch Koffein belegen. Zudem drängen neue Sportarten, im Besonderen im Bereich des E-Sports, in die moderne Gesellschaft. Im Rahmen dieses Artikels soll der aktuelle Sachstand zum Thema „Koffein und Doping“ zusammengefasst werden.

Schlüsselwörter: Koffein, Doping, körperliche Leistungsfähigkeit, Sport


Summary
Caffeine is one of the most frequently used pharmacological substances. In addition to the classic intake through stimulants such as coffee, tea, cola, mate, guarana and (in smaller quantities) cocoa, we find it in a large number of foodstuffs and food supplements to which caffeine has been added and enriched. This includes a wide range of products marketed as potentially enhancing performance during physical activity. All these products are advertised with the promise that they increase physical performance and that caffeine makes an important contribution to this. As a rule, however, this has not been proven in scientific studies for such products. Whether caffeine in principle has a performance-enhancing effect is still the subject of scientific debate. Recently, there have been an increasing number of scientific studies that prove a performance enhancement through caffeine. In addition, new sports, especially e-sports, are entering modern society. This article summarizes the current state of affairs on the subject of ‘caffeine and doping’.

Keywords: caffeine, sports, physical performance, doping


Univ.-Prof. Dr. Dr. Patrick Rene Diel
Endokrinologe und Biochemiker, TU Dresden
und Deutsche Sporthochschule Köln, Leiter
der Arbeitsgruppe molekulare Endokrinologie
und molekulare Muskelphysiologie
am Institut für Morphologie der Deutschen
Sporthochschule Köln und Mitglied des Forschungszentrums
für Dopingprävention.
diel@dshs-koeln.de


 

Kaffeetrinken als Alltagshandlung

Jörg Petry


Zusammenfassung
Vorgestellt wird ein handlungstheoretisches Konzept des alltäglichen Kaffeekonsums. Der Konsum einer psychoaktiven Substanz hat die Funktion, die Handlungsfähigkeit – also die individuelle Kontrolle und Teilhabe an der kollektiven Lebensbewältigung – zu erhalten und auszubauen. Entsprechend ist der Kaffeekonsum ein Instrument, um eine Vielzahl von Zielen zu erreichen: Wachsein, Genuss, Konzentration, Entspannung und Gemütlichkeit. Dieses Eintauchen in einen veränderten Bewusstseinszustand dient dazu, einen verbesserten Selbstwert, eine größere Wertschätzung der eigenen Fähigkeiten und ein Gefühl sozialer Zugehörigkeit zu empfinden. Beim Koffeinkonsum steht neben der sozial-kommunikativen Funktion die Steigerung der mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit im Vordergrund. Das Koffein ist eine der effektivsten Enhancement-Substanzen der westlich geprägten Gesellschaften.

Schlüsselwörter: Handlungstheorie, Kaffeekonsum, Lebensbewältigung, veränderter Bewusstseinszustand, Enhancement-Substanz


Summary
An action-theoretical concept of everyday coffee consumption is presented. The consumption of a psychoactive substance has the function of maintaining and expanding the ability to act, i. e. individual control and participation in the collective coping with life. Accordingly, coffee consumption is an instrument for achieving a variety of goals: wakefulness, pleasure, concentration, relaxation and comfort. This switch to an altered state of consciousness serves to feel improved self-worth, a greater appreciation of one’s own abilities, and a sense of social belonging. Besides its social-communicative function, caffeine consumption focuses on improving mental and physical performance. Caffeine is one of the most effective enhancement substances in Western societies.

Keywords: action-theory, coffee consumption, coping with life, altered state of consciousness, enhancement substance


Dipl.-Psych. Dr. Jörg Petry
Seit 1976 als Suchttherapeut und -forscher
tätig. Fachbuchautor und Dozent für die
Weiterbildungsinstitute für Psychotherapie in
Basel, Bern, Zürich und Salzburg.
joerg.petry@googlemail.com


 

Koffein und Erwartungshaltungen

Markus Schott


Zusammenfassung
Obwohl Koffein als die weltweit am häufigsten aufgenommene pharmakologisch wirksame Substanz gilt, liegen im Vergleich zum Forschungsstand bei anderen Alltagsdrogen kaum systematische Untersuchungen zu den psychologischen Prozessen beim Koffeinkonsum vor. Erwartungen an die möglichen Wirkungen von Drogen spielen nicht nur eine zentrale Rolle beim Substanzkonsum, -entzug und -rückfall, sondern können auch die tatsächliche Wirkung beeinflussen. Sieben wichtige Wirkungserwartungen konnten identifiziert und validiert werden: „Abhängigkeit“, „psychische Aktivierung“, „negative Effekte“ sowie „verminderter Appetit“, die „Stimmungssteigerung“, „Schlafstörungen“ oder „physische Aktivierung“.

Schlüsselwörter: Koffein, Erwartung, Wirkung


Abstract
Even though caffeine is the most widely used psychoactive drug in the world, surprisingly little is known about its psychological effects when compared to other legal drugs like alcohol or nicotine. Expectancies for drug effects play a central role not only for drug initiation, use, cessation, and relapse, but also influence actual drug effects. Seven important expectancies were identified and validated: ,addiction‘, ,psychological activation‘, ,negative effects‘ as well as ,decreased appetit‘, ,mood boost‘, ,sleep problems‘ or ,physical activation‘.

Keywords: caffeine, expectations, effects


Markus Schott, M.Sc.
hat Psychologie in Melbourne und Wien
studiert und befindet sich aktuell in der
Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten
in Verhaltenstherapie an der
DGVT München. Er promoviert zum Thema
„Beziehungszufriedenheit und Interpretationsverzerrungen“.
markus.s.c.schott@gmail.com


 

Koffein, Depression und Wohlbefinden – über die Bedeutsamkeit für die klinische Praxis

Laura Sophie Weintritt


Zusammenfassung
Längsschnittstudien sowie Dosis-Wirkungs-Kurven lassen Rückschlüsse zu, dass Koffein durchaus das Depressionsrisiko senken sowie auf deren negative Effekte eine dämpfende Wirkung ausüben könnte. Querschnittsdesigns sowie korrelative Zusammenhänge in einer Vielzahl von Studien könnten allerdings die Kausalität der erzielten Ergebnisse einschränken. Bei Betrachtung der Konsumationsmuster konnten zunehmend Hinweise darauf gefunden werden, dass insbesondere die Konsumation geringer bis mittlerer Mengen eine protektive Wirkung erzielt, während große Mengen einen umgekehrten Effekt erzielen und Angstsymptome auslösen können. Geschlechtsspezifische Besonderheiten konnten keine vorgefunden werden, wohl aber, dass immer mehr Jugendliche Koffein konsumieren, vermutlich aufgrund der leichten Zugänglichkeit von Energy-Drinks. Eine systematische Betrachtung von ausschließlich Kindern bzw. Jugendlichen konnte den oben genannten Effekt jedoch nicht mehr nachweisen, hier zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Koffeineinnahme und dem Risiko für Depression, wobei die zugrundeliegenden Mechanismen bislang nicht gänzlich geklärt werden konnten. Untersuchungen, welche die Auswirkungen von Kaffee bzw. Koffein sowie deren Auswirkung auf Wohlbefinden untersuchen, liegen bisher kaum vor. Studien im Hinblick auf die Verbindung zwischen Energy-Drinks und Wohlbefinden lieferten bisher unterschiedliche Ergebnisse, was ebenfalls auf den dringenden Forschungsbedarf hinweist. Ein Review-Artikel unterstreicht dabei stark die Vermutung, dass psychologische Effekte durchaus dosisabhängig variieren können je nach Häufigkeit und Menge des Konsums sowie der jeweiligen Inhaltsstoffe. Die mit einbezogenen Studien lieferten allerdings keine Belege, dass sich der Konsum von Energy-Drinks auf die Lebensqualität oder das Wohlbefinden auswirkt. Eine Studie konnte auch Hinweise auf eine das Wohlbefinden fördernde Wirkung von Koffein auf ältere Menschen liefern – allerdings möglicherweise nur als
zusätzliche Komponente zu anderen Maßnahmen wie körperliche Aktivität etc.

Schlüsselwörter: Koffein, Depression, Wohlbefinden


Summary
Longitudinal studies and dose-response curves allow conclusion, that caffeine may well reduce the risk of depression and have an attenuating effect on its negative impact. Cross-sectional designs as well as correlative calculations limit the causality of the results obtained. When looking at consumption patterns, it could be increasingly indicated that especially the consumption of small to medium amounts shows a protective effect, whereas large amounts can lead to a reverse effect and may additionally trigger anxiety symptoms. Genderspecific characteristics could not be found, but more and more adolescents consume caffeine, presumably due to the easy accessibility of energy drinks. A systematic review of exclusively children or adolescents could no longer prove the above-mentioned effect; here, a positive association between caffeine intake and the risk of depression was found, although the underlying mechanisms have not yet been fully clarified. Studies examining the effects of coffee or caffeine and their impact on well-being are scarce. Research on the link between energy drinks and well-being has so far yielded mixed results, which also points to the urgent need for research. One review article strongly supported the notion that psychological effects may vary in a dose-dependent manner depending on the frequency and quantity of consumption and the ingredients involved. However, the included studies did not provide evidence that the consumption of energy drinks affects quality of life or well-being. One study was also able to provide evidence of a well-being promoting effect of caffeine in older people – but possibly only as an additional component to other measures such as physical activity, etc.

Keywords: caffeine, depression, well-being


Laura Sophie Weintritt, M.Sc.
Sie studierte Psychologie an der Universität
Wien mit dem Schwerpunkt klinische Psychologie
und Gesundheitspsychologie. Seit September
2020 in der Ausbildung zur klinischen
Psychologin im Arbeitsbereich Psychosomatik
an der Ameos Klinik in Bad Aussee. In
ihrer bisherigen Forschungstätigkeit befasste
sie sich mit dem Zusammenhang zwischen
Koffein und psychischer Gesundheit.
lauraweintritt@gmx.at


 


„… und wie viele Tassen Kaffee trinken Sie so pro Tag?“
Warum die Erhebung des Koffeinkonsums Bestandteil einer psychiatrisch/psychologisch/psychotherapeutischen Standardanamnese sein sollte

Wolfgang Beiglböck


Zusammenfassung
Während der Zusammenhang Depression und Koffein von großem Forschungsinteresse ist, liegt zu anderen psychiatrischen Erkrankungen eine geringere Anzahl wissenschaftlich fundierter Studien vor. Betrachtet man jedoch den bisherigen Stand der Wissenschaft, sollte der Koffeinkonsum Teil der Standardanamnese bei einer Reihe von psychiatrischen Erkrankungen sein. Auch wenn Empfehlungen, weniger (oder vielleicht auch mehr) Koffein zu konsumieren, immer auch auf individueller Ebene gesehen werden müssen (z. B. durch die unterschiedliche Metabolisierungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von genetischer Ausstattung, Geschlecht und anderen Lebensgegebenheiten), soll dieser Beitrag den aktuellen wissenschaftlichen Stand hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen Koffein und einer Reihe von diesbezüglich relevanten psychiatrischen Erkrankungen vorstellen.

Schlüsselwörter: Koffein, psychiatrische Erkrankungen, Angst, bipolare Störung, Psychose, ADHD, Zwangsstörung, Substanzgebrauchsstörung


Abstract
While the relationship between depression and caffeine is of great research interest, there are fewer scientifically based studies on other psychiatric disorders. However, considering the state of the art, caffeine consumption should be part of the standard medical history for a number of psychiatric disorders. Even though recommendations to consume less (or perhaps more) caffeine must always be seen on an individual level (e. g. due to the different metabolisation rates depending on genetic make-up, gender and other life circumstances, etc.), this paper aims to present the current scientific status regarding the interactions between caffeine and a number of relevant psychiatric disorders.

Keywords: caffeine, psychiatric disorders, anxiety, bipolar disorder, psychosis, ADHD, obsessive-compulsive disorder, substance use disorder


Univ.-Lektor Dr. Wolfgang Beiglböck
Klinischer Psychologe (Klinische Neuropsychologie),
Gesundheitspsychologe, Arbeitspsychologe
(BÖP) und Psychotherapeut. Seit
1982 in Suchtbehandlung, Suchtprävention
und -forschung tätig.
wolfgang.beiglboeck@meduniwien.ac.at


 

Energydrinks – Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand

Anna Krenn & Katharina Orisich


Zusammenfassung
Mit dem steigenden Konsum so genannter Energydrinks in den letzten Jahren ist eine wachsende Menge an Literatur erschienen, in der auf mögliche gesundheitliche als auch psychische Beeinträchtigungen hingewiesen wurde. Um weitere Erkenntnisse über das klinische Spektrum dieser Ereignisse zu gewinnen, wurde eine Literaturübersicht erstellt, um gesammelt den aktuellen Forschungsstand beleuchten zu können. In diesem Artikel werden die wichtigsten Merkmale der Zusammensetzung von Energydrinks und ihre Auswirkungen auf den Organismus beschrieben. Zudem werden mögliche Risiken für die körperliche und seelische Gesundheit, insbesondere von Jugendlichen, hervorgehoben. Die Produkte werden häufig mit dem Leitsatz von gesteigerter geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit vermarktet. Obwohl einige dieser Behauptungen durch eine Reihe von Studien belegt werden können, müssen auch mögliche chronische Auswirkungen von Energydrinks auf die psychische Gesundheit untersucht werden. Es fehlten Studien, die den Langzeitkonsum und die Nachbeobachtung untersuchten, zudem erlauben die Ergebnisse dieser Überprüfung keine endgültigen Empfehlungen für sichere Mengen an Energydrinkkonsum, bis weitere hochwertige Forschungsarbeiten durchgeführt werden, um die Ergebnisse zu untermauern.

Schlüsselwörter: Energydrinks, Koffein, Nebenwirkungen, psychische Gesundheit, Sicherheit


Abstract
With the increasing consumption of so-called energy drinks in recent years, a growing body of literature has appeared pointing to potential adverse health as well as psychological effects. To gain further insight into the clinical spectrum of these events, a literature review was conducted to provide collected evidence on the current state of research. In this paper, the main characteristics of the composition of energy drinks and their effects on the human body are described. In addition, potential risks to physical and mental health, especially for adolescents, are highlighted. The products are often marketed with the guiding principle of increased mental and physical performance. Although some of these claims can be substantiated by a number of studies, possible chronic effects of energy drinks on mental health also need to be investigated. Studies that examined long-term consumption and follow-up were lacking; furthermore, the results of this review do not allow definitive recommendations for safe levels of energy drink consumption until further high-quality research is conducted to substantiate the findings.

Keywords: energy drinks, caffeine, adverse effects, mental health, safety, adolescents


Anna Krenn, MSc
Klinische Psychologin
Seit 2018 im Suchtbereich tätig und
befindet sich gerade in der Psychotherapie-
Ausbildung
anna.krenn@api.or.at

Katharina Orisich, MMSc
Klinische Psychologin i. A.
Seit 2019 im Suchtbereich tätig.
katharina.orisich@api.or.at


 

Kann man von Koffein abhängig werden? Zur Diskrepanz zwischen klinischer Erfahrung und Diagnostik

Rebecca Sabau


Zusammenfassung
Koffeinhaltige Lebensmittel sind nicht mehr wegzudenkende Verbrauchsgüter im alltäglichen Leben vieler Menschen. Trotz seines vergleichbaren Wirkspektrums mit anderen Substanzen, welche eine Abhängigkeit begünstigen können, gibt es kaum konsumgebundene Einschränkungen für Koffein, während die Beschaffung dieser Substanz verhältnismäßig leicht ist. Dabei stellt die Konsumation koffeinhaltiger Getränke und Lebensmittel für bestimmte Zielgruppen eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Entgegen zunehmender Appelle zahlreicher Studien, welche neben Risikogruppen auch Abhängigkeitsmerkmale definieren, herrscht in den zwei dominierenden Klassifikationsmanualen, DSM-V sowie ICD-10, bis dato keine Einigkeit darüber, ob Koffeinabhängigkeit als eigenständige Diagnose formuliert werden soll. Zudem
existiert kein valides Testinstrumentarium zur Erfassung einer Koffeinabhängigkeit. Die gegenständliche Übersicht soll einerseits verdeutlichen, weshalb eine staatenübergreifende, einheitliche Diagnose angemessen wäre. Andererseits stellt sie ein von den Autoren Sabau & Beiglböck (2019) konstruiertes Inventar zur Erhebung einer möglichen Koffeinabhängigkeit vor.

Schlüsselwörter: Koffein, Koffeinabhängigkeit, Diagnose, Erhebungsinstrumente, Vorschlag eines neuen Testinventars


Summary
Caffeinated foods have become essential consumer goods in the everyday lives of many people. Despite its comparable spectrum of effects with other substances that can lead to dependence, there are hardly any consumption-related restrictions on caffeine, while obtaining this substance is relatively easy. At the same time, the consumption of caffeine-containing beverages and foods poses a risk for certain target groups that should not be underestimated. Despite increasing appeals from numerous studies that define dependence characteristics in addition to risk groups, there has been no agreement to date in the two dominant classification manuals, DSM-V and ICD-10, as to whether caffeine dependence should be formulated as a distinct diagnosis. In addition, there is no valid test instrument for assessing caffeine dependence. This overview is intended on the one hand to clarify why a cross-national, uniform diagnosis would be appropriate. On the other hand, it presents an inventory constructed by the authors Sabau & Beiglböck (2019) to
assess a possible caffeine dependence.

Keywords: caffeine, caffeine use disorder, diagnostic criteria, assessment instruments, proposal of a new test inventory


Rebecca Sabau, MSc
Psychologin, Forschungsschwerpunkt:
Koffeinabhängigkeit und Diagnostik,
Fragebogenkonstruktion
sabaurebecca@gmail.com


 

Zur Behandlung der Koffeinabhängigkeit – Warum und wie?

Wolfgang Beiglböck


Zusammenfassung
Die Auswirkungen und Nebenwirkungen eines überhöhten Koffeinkonsums werden in der psychotherapeutischen, aber auch psychiatrischen und pflegerischen Praxis sehr oft übersehen. Das mag einerseits daran liegen, dass der Einfluss von Koffein auf psychiatrische beziehungsweise psychologische Krankheitsbilder nicht bekannt ist oder unterschätzt wird. Daher wird Koffein in den Standardanamnesen kaum berücksichtigt. In diesem Beitrag soll einerseits die Notwendigkeit einer Behandlung eines überhöhten Koffeinkonsums begründet werden, andererseits die bisher dazu vorliegenden wissenschaftlichen Studien narrativ vorgestellt werden. Abschließend wird ein daraus abgeleitetes Behandlungsmodell vorgestellt.

Schlüsselwörter: Schädlicher Koffeinkonsum, Behandlungsnotwendikeit, Behandlungsmodell


Summary
The effects and side effects of excessive caffeine consumption are very often overlooked in psychotherapeutic as well as psychiatric and nursing practice. On the one hand, this may be due to the fact that the influence of caffeine on psychiatric or psychological clinical conditions is not known or is underestimated. Therefore, caffeine is hardly considered in standard medical histories. In this article, on the one hand, the necessity of a treatment of excessive caffeine consumption will be substantiated, and on the other hand, the scientific studies available to date on this subject will be presented narratively. Finally, a treatment model derived from these studies will be presented.

Keywords: harmful caffeine consumption, need for treatment, treatment model


Univ.-Lektor Dr. Wolfgang Beiglböck
Klinischer Psychologe (Klinische Neuropsychologie),
Gesundheitspsychologe, Arbeitspsychologe
(BÖP) und Psychotherapeut. Seit
1982 in Suchtbehandlung, Suchtprävention
und -forschung tätig.
wolfgang.beiglboeck@meduniwien.ac.at

 


 

rausch -  Wiener Zeitschrift für Suchttherapie 1
1. Jahrgang • 2022 • Heft 1/2
Pabst, 2022 ISSN 2190-443X Preis: 30,- €

 

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