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Psychotherapie am Lebensende: Mentalisierungsfähigkeit und Bewusstheit stärken

Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 21/4

Die "reale, haltende, authentische Begegnung" in der Psychotherapie kann für PatientInnen am Lebensende bedeutend sein. "Die Bindungsmuster der PatientInnen haben dabei auch Auswirkungen auf Bedürfnisse im Rahmen von therapeutischen Beziehungen," berichten Dres. Frank Schulz-Kindermann und Katharina Scheffold (in der Ausgabe "Psychoonkologie" der Fachzeitschrift "Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin"). Sie skizzieren mit einem Fallbeispiel eine individuelle Kurzzeittherapie anhand des CALM-Konzepts (Managing Cancer and Living Meanfully).

"CALM zielt darauf ab, Depressivität und Ängste vor dem Tod und dem Sterben zu reduzieren sowie die Kommunikation mit dem medizinischen Behandlungsteam sowie Hoffnung und Lebenssinn zu verbessern. CALM umfasst abhängig vom subjektiven Bedarf drei bis acht 50-minütige Einzelsitzungen über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Therapie orientiert sich v.a. an vier inhaltlichen Dimensionen:

- Symptommanagement und Kommunikation mit dem Behandlungsteam

- Veränderungen des Selbst und Beziehungen zu nahestehenden Menschen

- Spiritualität und Lebenssinn

- Gedanken an die Zukunft, Hoffnung, Sterblichkeit

Indem PatientInnen angeleitet werden, die Möglichkeit unterschiedlicher psychischer Reaktionen auf eine fatale Prognose in Betracht zu ziehen, wird die Mentalisierungsfähigkeit gefördert. Die Möglichkeit der Mentalisierung, also ´das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren´, dient vor dem Hintergrund der palliativen Situation der Erweiterung des Handlungs- und Erlebnisspielraums. 

Ein weiteres therapeutisches Agens ist die Bearbeitung Doppelter Bewusstheit als Balance zwischen Vitalität und Hoffnung bei gleichzeitiger Akzeptanz von Endlichkeit, Sterben und Tod. Damit sind zentrale existenzielle Themen von Sinn und Sinnlosigkeit, Freiheit und Verbundenheit angesprochen, die gezielt therapeutisch einbezogen werden.

Ein wichtiges Element ist die Bereitschaft der TherapeutInnen, sich den ängstigenden Themen von Sterblichkeit und Leiden zuzuwenden und dabei mit den Grenzen ihrer therapeutischen Einflussnahme umgehen zu können. Das Ziel besteht darin, dem Ausdruck von Traurigkeit und Angst und der Konfrontation mit Sterben Raum zu geben und gleichzeitig Hoffnung, Mut und Engagement im Hier und Jetzt zu unterstützen. Dies schließt auch ein, die Unmöglichkeit des Erreichens von Zielen, die vor der Erkrankung wichtig schienen, zu akzeptieren ..."

In ihrem Fallbericht verdeutlichen Schulz-Kindermann und Scheffold, wie intensiv auch die palliative Therapie vom Bindungsstil des Patienten geprägt wird.

Umfangreiche Erfahrungen publiziert Dr. Manuel Alkhargie in seiner Dissertation "Cancer and Living Meanfully: eine qualitative Studie zur Treatment Integrity der CALM-Therapie im Vergleich zu einer Kontrollbedingung", open access online verfügbar unter https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/19939/file/Alkhargi_Manuel_CALM-Intervention.pdf.


Tanja Zimmermann (Hrsg.): Themenausgabe Psychoonkologie, Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 21/4

https://www.psychologie-aktuell.com/journale/verhaltenstherapie/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2021-4-4.html


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