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Psychologie der Industrie 4.0: Menschliche Arbeitskraft wird häufig digital gesteuert, unterqualifiziert und monoton

Industrie 4.0: Viele Produktionstätigkeiten werden künftig dequalifiziert, andere entwickeln sich jedoch zu einem höheren Anspruchsniveau. Industrie 4.0 polarisiert die Qualifikationsstrukturen in den Belegschaften, berichtet Professor Dr. Günther Bergmann (Hochschule Pforzheim) in der unabhängigen Fachzeitschrift "Wirtschaftspsychologie". Er schildert konkrete aktuelle Beispiele.

 

Die Annahme "geht davon aus, dass sich Tätigkeiten in der Produktion in zwei Richtungen differenzieren. Auf der einen Seite bildet sich eine Elite von Produktionskräften, die auf der dispositiven Seite tätig sind (Planung, Steuerung und Überwachung von Steuerungsprozessen, also Produktionsingenieure, Produktionsmeister und Operatoren. speziell ausgebildete Facharbeiter). Auf der anderen Seite sind Produktionstätigkeiten von Dequalifikation bedroht, insbesondere bei systemgeleiteten Montage-Assistenzsystemen." Bei ihnen ist es nach Einschätzung von Bergmann fragwürdig. von "Kollege Roboter" zu sprechen. Merkmal ist hier vielmehr, dass sowohl der Roboter als auch die menschliche Arbeitskraft digital gesteuert wird. "Daher sprechen wir hier von einer Mensch-Maschine-Kollaboration und nicht von Kooperation oder gar Interaktion. "

 

Anderseits bieten derartige Tätigkeiten neben der höheren Produktqualität wesentliche Vorteile: Das manuelle Heben und Drehen sowie das exakte Positionieren schwerer Werkstücke entfallen. "Der gesamte Montage-Arbeitsplatz ist ergonomisch optimiert, sodass Körperneigungen oder belastende Drehbewegungen des Oberkörpers entfallen. Außerdem ist ein solches Montagesystem nicht taktgebunden, der Produktionsmitarbeiter gibt selbst das Werkstück für den nächsten Montageschritt frei. Die Monotonie nimmt dabei allerdings drastisch zu. Dem begegnen die Produktionsplaner, indem die Mitarbeiter die Montagestation regelmäßig wechseln."

 

Bergmann wundert sich darüber, "dass arbeitstätige Menschen diese disruptiven Veränderungen nicht wahrzunehmen scheinen. In einer aktuellen Forsa-Umfrage glauben 65 Prozent, dass sich ihre Tätigkeit in den nächsten 15 Jahren nicht wesentlich verändern wird. Dies kann man deuten als ein Selbstbewusstsein der eigenen Unverzichtbarkeit oder als eine Abwehrreaktion auf große Veränderungen ..."

 

Literatur zum Thema:

Günther Bergmann: Industrie 4.0 - Konsequenzen für industrielle Arbeitsprozesse und Qualifizierung.

In: Wirtschaftspsychologie 3/2020, S. 43 ff.

 

Weitere Informationen:

 




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