In der Fachzeitschrift "Forensische Psychiatrie und Psychotherapie" fragt er: Gilt die 25 Jahre alte Einschätzung von Friedemann Pfäfflin nach wie vor, dass aus einer Affinität zwischen forensischer Psychiatrie und Justiz eine Verbrüderung gegen das Subjekt des Täters bzw. Patienten resultiert?
Die Ausbildung von Forensikern wurde während der letzten Jahrzehnte deutlich verbessert. Dennoch sieht Professer Habermann auch jetzt noch, dass vielfach Autodidakten nach Gutdünken forensische Gutachten schreiben, Therapie ausüben und mit eingeschränkter Selbstkritik über Menschenschicksale bestimmen.
Zunehmend und Zurecht nutzen qualifizierte Forensiker wissenschaftlich evaluierte Prognoseinstrumente. Ein großer Teil von ihnen bedient sich eines einseitig defizitorientierten Vokabulars. Habermann empfiehlt moderne diagnostische Verfahren, die es vermeiden, "Probanden von vornherein ausschließlich als potenzielle Träger durchweg negativer Eigenschaften zu begreifen."
Der Psychologe plädiert für die in der kognitiv-verhaltenstheoretischen und interpersonellen Psychotherapie etablierte "Ressourcenanalyse": "In der forensischen Psychotherapie käme dies einem Paradigmenwechsel gleich - weg von der reinen Risikofaktoren-Orientierung, hin zu einer im Vordergrund stehenden Erkundung individueller Ressourcen." Der Fokus liegt z.B. darauf, "welche Bereiche in Beruf und Privatleben in Vergangenheit und Gegenwart als befriedigend erlebt wurden bzw. werden, mit welchen Fähigkeiten sich die Person von anderen abhebt, wie stark sich eine Person auf Beziehungen einlassen kann, oder welche positiven Gedanken es erleichtern, sich schwierigen Situationen auszusetzen.
In konsequenter Anwendung dieses Ansatzes sollte sich demnach selbst bei mehrfachverurteilten Sexual- oder Gewaltstraftätern etwas finden lassen, mit dem sich therapeutisch arbeiten lässt."
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