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Forensische Psychotherapie: Mit künstlerischer Arbeit sich selbst deutlich wahrnehmen

Forensische Psychiatrie und Psychotherapie: Kunst kann psychisch kranke Straftäter heilen. "Die künstlerische Arbeit lässt Klienten im Maßregelvollzug konkret erleben, dass sie Einfluss auf ihr eigenes Empfinden und ihr Verhalten nehmen können. Fähigkeiten werden angeeignet, die den Kontakt zu sich selbst und zur Umwelt verbessern und somit eine Grundlage für neue persönliche Lebensentwürfe schaffen können. In der spezifischen Beziehung zum Werk machen die Klienten Erfahrungen, die ihnen ihre facettenreiche Persönlichkeit vor Augen führen und damit weitere Schritte der Selbstreflexion ermöglichen", berichtet Cornelia Scheu (Asperg) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Forensische Psychiatrie und Psychotherapie".

Die Kunsttherapeutin bietet in ihrem Beitrag intime Einblicke in ihre Arbeit mit Straftätern:

"Zu Beginn geht es darum, dass sich überhaupt jeglicher Ausdruck zeigen darf, ohne im Anschluss analysiert oder bewertet zu werden. Dazu benötigt es, je nach Klient, strukturierende Hilfestellung oder genügend Freiraum, um sich mit seinem eigenen künstlerischen Ausdruck einzubringen. Kaum steht dann das Werk als Drittes im Raum, ist mitzuerleben, welche Beziehung der Klient zu seiner künstlerischen Arbeit hat. Bereits hier werden Seiten des Klienten sichtbar, wie sie sich in der Beziehung zu sich selbst oder zu anderen wiederfinden lassen. Es kann sein, dass er seinem Werk positiv, zum Beispiel mit Freude und Neugier begegnet - oder eher widerwillig mit Entwertung oder mit Ambivalenz. Manchmal zeigt sich auch eine Kontaktlosigkeit, die ein Hinweis darauf sein kann, wie wenig der Klient mit sich selbst und anderen in Beziehung steht.
 
Kontakt zu eigenen Empfindungen wird häufig als bedrohlich erlebt, da viele Klienten über lange Zeit gelernt haben, die Gefühle zu sich selbst oder zu anderen abzustellen. Zudem wurde in vielen Fällen von frühster Kindheit an die Gefühlswelt nie in Worte gefasst oder falsch benannt. Die Beziehung zum Werk bietet dafür einen Proberaum, um Worte für das zu finden, was beim künstlerischen Arbeiten oder beim Betrachten des Werkes erlebt wird. Hier darf allerdings nur soviel nachgefragt werden, wie der Klient auch aushalten kann. Denn ins Fühlen zu kommen kann bei vielen Klienten große Angst vor Kontrollverlust auslösen - so als würde man von dem, was jahrelang nicht gefühlt werden konnte oder durfte, überwältigt werden."
 
In mehreren Varianten reflektiert Cornelia Scheu die keineswegs wohltuend risikolose Wirkung der Arbeit mit Kunst. Denn mit zunehmender Selbstwahrnehmung kann die Not im eigenen Inneren bewusster werden. "In dieser Weise kann die Kunsttherapie viel zur Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit beitragen und gleichzeitig über die Distanz zum Werk den dafür nötigen Schutz bieten. Neue Erfahrungen können handelnd vollzogen und damit konkret gemacht werden. Die wiederholte Begegnung mit dem beständigen Werk ermöglicht dem Klienten, sich als kohärent zu erleben und sich gleichzeitig anhand seiner veränderten Sicht- und Erlebnisweisen die eigenen Entwicklungsschritte bewusst zu machen."
 
"Forensische Psychiatrie und Psychotherapie" fokussiert in der aktuellen Ausgabe v.a. kreative Therapieen: Kunst, Theaterspiel, "Creativity based contacts", Körpertherapie, tiergestützte Therapie, Aggressionstraining/Pessotherapie.

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