"Forensische und nicht-forensische Psychotherapie unterscheiden sich in der Anfangsphase gewöhnlich hinsichtlich der Ausgangsbedingungen und des Settings. Eine wesentliche Modifikation betrifft den Umgang mit der Realität des Patienten und seinen Täuschungsversuchen. Die Rekonstruktion der Wirklichkeit stützt sich wesentlich stärker auf äußere Quellen. Dazu gehört auch in gewissem Umfang die vom Gesetzgeber geforderte Kommunikation mit Dritten sowie direkte Interventionen in der Lebenswelt der Patienten."
Einige Behandlungen, die Dr. Bulla in der forensischen Ambulanz durchführt, "nähern sich im Verlauf den Charakteristika nicht-forensischer, analytisch orientierter Therapieformen an. Die Patienten bekommen eine Ahnung davon, wie ihr subjektiv empfundenes Leiden immer wieder zu problematischen Situationen mit ihren Mitmenschen und der Gesellschaft beiträgt, und entwickeln allmählich Änderungsmotivation. Konflikte und Problemlagen werden zunehmend in die Therapiestungen gebracht und somit durch psychoanalytische Techniken bearbeitbar.
Entsprechend verringert sich der Stellenwert überwachender und kontrollierender Interventionen. BewährungshelferInnen, RichterInnen und PolizeibeamtInnen reagieren durchweg mit Wohlwollen und Erleichterung auf authentisches Bemühen um Veränderung. Einvernehmlich werden Kooperation und Austausch vertraulicher Daten auf ein Mindestmaß reduziert.
Der Erfolg forensischer wie nicht-forensischer Therapien scheint davon abzuhängen, inwieweit Aspekte der therapeutischen Beziehung und des Prozesses verinnerlicht werden können," schreibt Jan Bulla.
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