"Die Kohärenz wird narrativ in der Therapie erarbeitet und dargestellt - als Ordnung, die sich retrospektiv, aus der neuen Sicht, re-konstruieren lässt.
Die resultierende 'Erzählung' ist nicht einfaches, lineares und auch nicht subjektiv beliebiges Therapieergebnis, sondern Schnittbereich verschiedener sozialer Praxen, in denen das Individuum steht, die einander widersprüchlich durchdringen, parallel laufen und zum Teil einander behindern oder gar ausschließen.
Die 'Erzählung' spiegelt also die Wirklichkeit des Individuums wider, allerdings spezifisch aus dessen Blickwinkel. Deshalb spielt nicht nur eine Rolle, wie die Behandlung abläuft, sondern auch wie sich diese zu den übrigen sozialen Praxen, also zu den Beziehungen, zur Arbeit, zu narzisstischen Bedürfnissen usw. dieses Individuums aus dessen Perspektive verhält.
Im Rahmen der forensischen Psychiatrie sind also zwei Arten der Integration als Anbahnung kohärenter Lebenswege zu leisten: 'nach vorne' zeitlich-linear, biographisch; und 'quer', nämlich räumlich-sozial, als übergreifende Fähigkeit zur 'begründeten' Partizipation an unterschiedlichen Kontexten", resumiert der Leiter der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum München-Ost.
zum Journal