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Exorzismus behindert die Therapie

Der Exorzismus erlebt mit offizieller Billigung der katholischen Kirche eine Renaissance. Das Ritual besitzt suggestive Faktoren, die bei einer Religiosität auf paranoid-schizoidem Niveau kurzzeitig wirken können.

"Ist es jedoch möglich, den angeblich vom Teufel Befallenen mit einem Exorzismus zu beruhigen, so werden Abspaltung und Projektion von Selbstanteilen des Patienten bestärkt. Die Folge ist, dass der Betreffende nicht im Sinn von Lukas 6, 42 zur Erkenntnis ´des Balkens im eigenen Auge´ zu gelangen vermag. Gerade das aber ist das Ziel der Psychotherapie - nämlich abgewehrte Selbstanteile in das Selbst so zu integrieren, dass es zur Ambivalenz fähig wird," postulieren Dr. Bertram von der Stein und Dr. Wilfried Ruff (Köln) in "Psychoanalyse".

Die Psychotherapeuten raten ihren KollegInnen: "Hilfreich ist es, keine intellektualisierte Entmythologisierung von konkret verstandenen Glaubensinhalten zu betreiben. Besser als den Teufel paranoid-schizoider Glaubensinhalte mit dem Belzebub orthodoxer Psychoanalyse auszutreiben, ist es, zunächst den Patienten in seiner jeweiligen Glaubenswelt abzuholen und kein (negatives) Urteil über die Existenz des Teufels oder die Gültigkeit religiöser Systeme im Allgemeinen abzugeben.

Manchmal kann ein Therapeut in ein pathologisches Glaubenssystem subtil einbezogen werden - seine Wirkung wird so neutralisiert -, in weniger subtilen Fällen kommt es zum Behandlungsabbruch, sobald sektiererische Positionen ins Wanken zu geraten drohen. In solchen Fällen ist eine einsichtsorientierte Psychotherapie nicht möglich, es stehen dann supportive Interventionen an.

Ein Therapeut kann helfen, zu reiferen Formen der Religiosität zu gelangen. Auch hierfür bietet das Christentum Begriffe an und laden biblische Textstellen ein. Die Persönlichkeitsakzentuierung sollte im Kontext der Affinität zu bestimmten Glaubensformen berücksichtigt werden..."

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