Marion Döbert fasst die Befunde der "Leo-Studie" zum Alphabetisierungs-Grad Erwachsener zusammen:
- 2,3 Millionen Deutschsprachige, d.h. 4,5% der Erwerbstätigen können nur einzelne Wörter lesen, verstehen und schreiben, nicht jedoch ganze Sätze
- 5,2 Millionen Deutschsprachige, d.h. 10% der Erwerbstätigen, können einzelne Sätze lesen und schreiben, nicht aber kürzere Texte wie z.B. Arbeitsanweisungen
- mehr als 13 Millionen Deutschsprachige, d.h. mehr als 25% der Erwerbstätigen schreiben auch die gebräuchlichsten Wörter fehlerhaft.
"Damit sind mehr als 20 Millionen Menschen, also gut 40% der deutsch sprechenden Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren nicht in der Lage, den gesellschaftlichen Erwartungen und Normen entsprechend mit Schriftsprache umzugehen."
Marion Döbert beschreibt, wie sich dieser Mangel für die Betroffenen in allen Lebensbereichen als Handicap auswirkt, etwa: Gut 12% der Erwerbstätigen, jedoch fast 32% der Arbeitslosen sind funktionale Analphabeten.
Da das Problem erkannt ist, entwickelt sich inzwischen eine zunehmend professionelle und differenzierte Alphabetisierungspädagogik, die häufig an Volkshochschulen angesiedelt ist.
Als Besonderheit beschreiben Bettina Lübs, Martin Ragg und Christian Fiebig ihr eigenes Projekt, das Lernportal www.ich-will-lernen.de. Die Lernplattform hat bisher gut 300.000 Interessenten gefunden - als alleiniges Alphabetisierungs-Tool oder als Ergänzung zu Präsenzkursen. "Die Kombination aus einem definierten Lernpfad (dem Curriculum), der in seiner Gesamtheit ein wochen-/monatelanges Lernen ermöglicht und der Dynamik, die durch linguistische Algorithmen eröffnet wird, ist bemerkenswert. Das Curriculum ist nicht für jeden Lerner vorgegeben, sondern variiert automatisch - abhängig von Lernerfolg und Lerntempo. In Kombination mit der tutoriellen Begleitung ergibt sich ein Lernmix, der in dieser Form im Bereich Online-/E-Learning einmalig ist."