Die Arbeitskräfte der niedrigschwelligen Drogenhilfe bieten emotionale Anteilnahme, Orientierung und Stabilisierung. Dabei kommen sie an die Grenzen der emotionalen Verträglichkeit und der organisationalen Leistbarkeit. Emotionsarbeit soll „dem Klienten mit fürsorglicher Anteilnahme ein Gefühl des Umsorgtseins geben“ (Hochschild, 2006), im Eigeninteresse dem Selbstschutz dienen und zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung beitragen. Emotionsarbeit zeigt sich überwiegend als Gefühlsarbeit im Dienst der Überlebenshilfen und der Stärkung etablierter sozialer Emotionsnormen im zwischenmenschlichen Umgang. Die Begegnungsoffenheit schafft Nähe; zuviel Nähe verlangt nach dosierter Distanz. Emotionsarbeit soll eine Verbindung mit der Klientel und den Kollegen ermöglichen, Beziehungen gestalten und gleichzeitig vor emotionaler Überforderung schützen.
Die vorliegende qualitative Studie beschreibt das subjektive Erleben und die Bedeutung von Emotionen, Emotionsarbeit und Emotionsregulation aus der Perspektive der MitarbeiterInnen im Handlungsfeld der niedrigschwelligen Drogenhilfe. Vor allem Fachkräften der Suchthilfe bietet die Lektüre wertvolle Hinweise für das eigene Erleben und Arbeiten. Studierende und Mitarbeitende aus anderen psychosozialen Arbeitsfeldern und dem Dienstleistungssektor finden in der Publikation auch für ihre Bereiche fundierte arbeitspsychologische Informationen.
Jürgen Fais ist Arbeits- und Organisationspsychologe (M.A.), Kriminologe (M.A.), Dipl. Sozialpädagoge und Gesellschafter des Instituts für angewandte Gewaltprävention ParaVida.