"Verhältnismäßigkeit" ist das große Zauberwort des Maßregelvollzugs geworden, seit das Bundesverfassungsgericht es uns - forensisch-psychiatrischen Kliniken, Justizvollzugsanstalten und den Gerichten - wieder in Erinnerung gerufen hat. Es hat bereits zu erheblichen Auswirkungen geführt, die wir begrüßen sollten: Besonders die gemäß § 63 StGB Untergebrachten können wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, fatalistische Einstellungen verlieren ihre Rechtfertigung, und die Unterbringungszahlen dieser Maßregel gehen zurück. Darüber hinaus ist der Verhältnismäßigkeitsbegriff zum Motor der Reformüberlegungen geworden, die auf Länderebene in längst überfälligen neuen Maßregelvollzugsgesetzen gemündet sind und auf Bundesebene die Novellierung des § 63 StGB vom April 2016 eingefordert haben. Welche Niederschläge diese neue Bewegung im Maßregelvollzug schon erbracht hat, welche Perspektiven absehbar sind und welche Wirkungen und Nebenwirkungen die Reform in sich birgt, soll im forensischen Trialog, der eigentlich (mindestens) ein Tetralog ist, erkundet werden.
Vorwort
Herbert Steinböck
Ex-In: Betroffenenperspektive im Maßregelvollzug
Uwe Scheitermaier
Mitwirkung von Angehörigen in der forensischen Psychiatrie?
Karl Heinz Möhrmann
Die Reform des Maßregelrechts nach § 63 StGB: Zwischenstandbericht
Konrad Beß
Stellungnahme des Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV) zum RefE eines Gesetzes zur Novellierung des Rechts der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 des Strafgesetzbuches (18.5.2015)
Helmut Pollähne
Vernetzungen des Maßregelvollzugs: Psychiatrie - Justiz - Gesellschaft. Reformauswirkungen im Maßregelvollzug
Herbert Steinböck
Neujustierung des Maßregelvollzugs - Neue Anforderungen an die Begutachtungspraxis
Susanne Stübner
Zur Entwicklung der sozialtherapeutischen Einrichtungen im Justizvollzug
Willi Pecher
Pflegerische 1:1-Betreuung im Maßregelvollzug
Thomas Auerbach
Verhältnismäßigkeit im Maßregelvollzugsrecht nach §63 StGB
Markus Opgen-Rhein
Die Auswirkungen der Gesetzesreformen auf die Praxis der forensischen Nachsorge
Markus Schlie, Marion Werner
2016, 140 Seiten, ISBN 978-3-95853-207-6, Preis: 15,-