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Zwangsprostitution: Die gefährlichsten Zuhälter sind Frauen

Menschenhandel gehört neben Drogen- und Waffenhandel zu den lukrativsten Geschäftsfeldern der organisierten Kriminalität. Der weltweite Profit wird auf jährlich 150 Milliarden US-Dollar geschätzt - davon rund zwei Drittel in der Zwangsprostitution. Nur ausnahmsweise riskieren Opfer den Weg zur Polizei - und können u.U. auch dann noch im Lauf des Verfahrens ihre Aussagen zurücknehmen. Die Psychologin Prof. Dr. Luise Greuel und der Kriminologe Axel Petermann analysieren die Hintergründe. Die Studie erschien im aktuellen Reader "Macht - Zwang - Gewalt. Sexuelle Gewalt- und Tötungskriminalität im forensischen Kontext".

Die größte Opfergruppe in Deutschland sind deutsche junge Frauen, gefolgt von Bulgarinnen und Rumäninnen. Bei den meist männlichen Tätern dominieren wiederum Deutsche, gefolgt von Bulgaren und Rumänen.
 
"Entgegen landläufiger Stereotype spielt die Anwerbung über Gewalt in Deutschland eine eher nachgeordnete Rolle. In den überwiegenden Fällen werden Frauen über Täuschungsstrategien angeworben - sei es, dass sie über die Prostitutionstätigkeit als solche, sei es, dass sie über die tatsächlichen Umstände der Prostitutionsausübung systematisch getäuscht werden."
 
Als gefährlichste Tätergruppe sehen Greuel und Petermann nigerianische Zuhälterinnen. "Im Gegensatz zu den üblicherweise hierarchischen Machtstrukturen der Organisierten Kriminalität haben wir es hier eher mit flachen Netzwerkstrukturen zwischen den Täterinnen zu tun. Durch diese Flexibilität ist eine hohe Mobilität und Rotation der Zwangsprostituierten zwischen den einzelnen Gruppen von Täterinnen möglich."
 
Die Anwerbung in Nigeria erfolgt überwiegend zunächst unter dem Vorwand, in Europa eine Ausbildung zu erhalten, gute Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten zu finden oder aber einen europäischen Mann zu heiraten. Die Täterstrategie besteht darin, archaisch-religiöse Rituale zu nutzen, um die Mädchen und Frauen zukünftig zum unbedingten Gehorsam gegenüber den Zuhälterinnen im Zielland zu verpflichten: Im Rahmen sog. Ju-Ju-Rituale werden die Frauen von Priestern eingeschworen, dass die Reisekosten (50.000 bis 70.000 Euro) abzuarbeiten sind und ein striktes Stillschweigen zu wahren ist. Für ein Zuwiderhandeln wird schwerste Krankheit für die Frauen selbst und ihre Angehörigen in der Heimat in Aussicht gestellt. In ihrer Magiegläubigkeit sind die meisten Betroffenen langfristig manipulierbar. Etwa 50.000 nigerianische Zwangsprostituierte arbeiten in Europa.

Macht – Zwang – Gewalt (?)
(Sexuelle) Gewalt- und Tötungskriminalität im forensischen Kontext
Greuel, Luise; Petermann, Axel; Boetticher, Axel (Hrsg.)




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