Autoritäre Einstellungen und Fremdenfeindlichkeit als zentrale Aspekte
Die Studie zeigt, dass Wähler, die ein hohes Maß an narzisstischer Rivalität als Persönlichkeitsmerkmal aufweisen, also andere abwerten, um sich selbst aufzuwerten, dazu neigen, rechtsradikale populistische Parteien zu wählen. Narzissmus beeinflusst das Wahlverhalten nicht direkt, sondern über Einstellungen vermittelt, schreiben die Autoren in ihrer Studie, die in dem Fachmagazin European Journal of Personality veröffentlicht wurde. Das heißt, Narzissmus verändert Einstellungen und diese beeinflussen die Präferenz für Rechtspopulisten. Die Analyse findet dagegen keinen signifikanten Zusammenhang zwischen einem erhöhten Persönlichkeitsbedürfnis nach Bewunderung und der Wahl rechtsradikaler Parteien.
Die Wissenschaftler merken zu den Ergebnissen an, dass die bisherige Wahlforschung die Persönlichkeit der Wähler nicht genügend berücksichtigt. Denn obwohl sich zentrale Aspekte von Narzissmus und Schlüsselelemente rechtsradikaler Parteien ähneln, wie beispielsweise das Streben nach Überlegenheit, wurde das Verhältnis zwischen Narzissmus und der Unterstützung für rechtsradikale populistische Parteien bislang noch nicht analysiert. Die Autoren schlagen vor, dies bei künftigen Studien zu beachten. „Wir wissen, dass Fremdenfeindlichkeit die Neigung zu rechtspopulistischen Ideologien verstärkt, aber die Einstellung kommt nicht aus dem luftleeren Raum, sondern es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur verstärkt dazu tendieren“, fasst Berning zusammen. Dass die individuelle Persönlichkeit über die sozialdemographischen Bedingungen hinaus eine Wahlentscheidung erklären kann, sei daher stärker zu berücksichtigen.
Psychologische Wurzeln für die Unterstützung rechtsradikaler Parteien berücksichtigt
Für ihre Studie haben Mayer, Berning und Johann Narzissmus als mehrdimensionales Konstrukt untersucht. Seit ein paar Jahren wird in der Psychologie zwischen zwei Dimensionen narzisstischer Einstellungen unterschieden: Narzissmus mit einem erhöhten Bedürfnis nach Bewunderung beziehungsweise Selbstbewunderung auf der einen Seite und narzisstische Rivalität oder Fremdabwertung auf der anderen. Narzisstische Persönlichkeiten, die nach Bewunderung verlangen, können charismatisch sein und andere um sich scharen. Narzisstische Rivalität dagegen wertet andere ab, um sich selbst überlegen zu fühlen, und geht häufig mit aggressivem, feindseligem und egoistischem Verhalten einher.
Für die Erhebung konnten die Wissenschaftler auf repräsentative Daten des GESIS Panels mit rund 2.800 Probanden zugreifen. Auf die Frage, welche Partei sie wählen würden, wenn nächsten Sonntag Wahlen wären, gaben zum Zeitpunkt der Umfrage im Herbst 2016 12,7 Prozent der Befragten an, sie würden für die Alternative für Deutschland (AfD) stimmen. Zur Ermittlung narzisstischer Persönlichkeitsmerkmale wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um Einstufungen zu bestimmten Aussagen gebeten, zum Beispiel „Ich gewinne eine große Stärke aus dem Wissen, dass ich eine ganz besondere Person bin“ oder „Ich möchte, dass meine Rivalen verlieren“.