Die Wissenschaftler gehen von den etablierten World Value Survey-Daten aus: ein Beleg für unterdurchschnittliche Ehrlichkeitswerte in Portugal, Spanien, Frankreich u.a.; optimale Werte wurden in den skandinavischen Ländern gefunden - und in Japan. Deutschland wird im Mittelfeld gesehen.
Ehrlichkeit und Vertrauen bezeichnen die Wissenschaftler als "Elemente des sozialen Kapitals; denn:
- Menschen in einem hohen Maß an Ehrlichkeit vertrauen einander, weil sie wissen, dass die meisten ihrer Mitmenschen ehrlich sind.
- Vertrauen und Ehrlichkeit verstärken sich gegenseitig."
Die Untersucher belegen empirisch, dass zwar Ehrlichkeit den Wohlstand, jedoch nicht umgekehrt der Wohlstand die Ehrlichkeit fördert. Die Wirkmechanismen sind offenkundig: In einem vertrauensvollen Wirtschaftsklima entstehen geringere Transaktionskosten - weniger Aufwand für Verträge und Regelungen, Sicherheitsmaßnahmen, Kontrollen und Auseinandersetzungen. Damit steigen Stabilität, Engagement, Produktivität, Investitionsbereitschaft und Innovationskraft.
Die Psychologen identifizieren vier - miteinander verbundene - gesellschaftliche Determinanten für ein Klima finanzieller Ehrlichkeit:
- Liberalität
- Tradition einer funktionsfähigen Demokratie
- Protestantisch geprägte (säkularisierte) Zivilisation
- Gleichberechtigung von Mann und Frau
Sozialpsychologie und Ökonomie
Witte, E.H.; Gollan, T. (Hrsg.)