Das Bewusstsein arbeitet höchst anspruchsvoll, energieaufwändig und zeitraubend. Daher sollte es nur bei Bedarf eingesetzt werden. Viele, vielleicht sogar die meisten, Aufgaben lassen sich auch ohne sein Engagement quasi automatisiert lösen - dank einem mehr oder minder unbewussten Fundus gespeicherter Erfahrungen und Routinen. Un- oder teilbewusste Potentiale können parallel agieren, ebenso effizient wie effektiv, und sollten bei Routineabläufen möglichst nicht vom Bewusstsein gestört werden.
"Bewusstsein braucht es jedoch spätestens, wenn Ungewöhnliches auftritt, wenn Wichtiges beachtet werden muss, wenn Planung und Abwägung von Varianten gefragt sind. All dies braucht Zeit und Energie, und es erfolgt nur linear." Das Bewusstsein sollte bei Bedarf das Unbewusste überwachen und ggfs. korrigieren. Dieses Zusammenspiel kann sich spätestens bei Leitungsaufgaben antagonistisch entwickeln. "Besonders prekär ist es in der Frage des Willens. Wenn wir sagen ´ich will´, dann schreiben wir es primär der Sphäre unseres Bewusstseins zu. Dies ist aber oft eine Illusion. ´Es will´, wäre richtiger gesagt, denn viel Unbewusstes lässt uns wollen, was wir (bewusst) zu wollen meinen," schreibt Frei.
"Den Dämon an der Grenze zwischen Unbewusstem und Bewusstsein nicht einfach zu ignorieren, sich von ihm aber auch nicht terrorisieren zu lassen, sondern ihn aktiv zu führen, das ist die Aufgabe. Wir müssen lernen, uns das Zusammenspiel von Bewusstsein und Unbewusstem so zunutze zu machen, dass damit unsere Denk-, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit wächst. Das eröffnet Optionen ..." Felix Frei reflektiert sie, auf dem Boden wissenschaftlicher Befunde - und die alltägliche Managementpraxis im Blick.