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Wirtschaftspsychologie: Wie Bewerbungsgespräche informativ und kooperativ verlaufen können

Wirtschaftspsychologie: Eignungsinterviews bieten häufig kaum Struktur, wenig Information und reichlich Frust. "Das entscheidungsorientierte Gespräch" (EOG) ist ein wissenschaftlich und praktisch evaluierter "Werkzeugkasten", mit dem sich im Interesse aller Beteiligten ein hoher Informationswert im Bewerbungsgespräch erzielen lässt. Im Zentrum steht die Empfehlung: BewerberInnen sollen ausführlich atmosphärisch schildern, was sie in kritischen Situationen gefühlt, gedacht, getan und erreicht haben; es genügt nicht, die Situation und die Handlung zu beschreiben.

"Für das Verhalten in zukünftigen ähnlichen Situationen ist oft entscheidend, wie sich die/der Interviewte bei dem Verhalten in der Vergangenheit gefühlt hat. Aufgaben können z.B. als Herausforderung, als Chance erlebt werden, aber auch als Bedrohung und Belastung. Im ersten Fall wird jemand ähnliche Aufgaben gern wieder übernehmen, im zweiten jedoch nicht; wenn er es trotzdem muss, besteht die Gefahr, dass er auf die Dauer dadurch erkrankt," erläutert Professor Dr. Karl Westhoff. "Was einer/einem Interviewten bei einer bestimmten Aufgabe durch den Kopf geht, spricht für ihre/seine Art, sich mit der Aufgabe auseinanderzusetzen. Versucht jemand, sich über die Ziele klar zu werden?" Wie ist das Planungsverhalten? Usw.

Interviewer lassen sich im "Entscheidungsorientierten Gespräch Ereignisse in allen relevanten Details schildern. Dabei beginnen sie immer mit dem letzten Ereignis in einer Serie. Hieran kann sich die/der Interviewte in der Regel am besten erinnern. Durch die erleichterte Darstellung des letzten Ereignisses werden auch die zuvor erlebten ähnlichen Ereignisse besser erinnert. Die entsprechenden Gedächtnisinhalte sind wieder besser verfügbar. Um festzustellen, ob ein Verhalten eine Gewohnheit und damit auch künftig zu erwarten ist, gehen Interviewer im EOG vom letzten zum vorletzten und dann zum vorvorletzten Ereignis - usw. ..."

Für den Diagnostiker Westhoff ist es einerseits essentiell, im Interview nach einem sorgfältig vorbereiteten Leitfaden vorzugehen und die Anforderungen der zu besetzenden Stelle konsequent im Blick zu behalten. Dennoch können zumindest zu Beginn durchaus Dinge besprochen werden, die mit der Fragestellung nichts zu tun haben; denn die Gesprächspartner sollten in einer "alltäglichen Unterhaltung" Kontakt zueinander finden. Westhoff empfiehlt Interviewern, zu Beginn die Ziele und Vorgehensweise des Gesprächs offenzulegen. "Damit erhöht sich die Bereitschaft der Interviewten zur Mitarbeit. Ebenfalls motiviert es, wenn man vorab einen Überblick über die zu besprechenden Themen gibt ..."

In ihrem wirtschaftspsychologischen Standardwerk "Das Entscheidungsorientierte Gespräch" bieten Westhoff und KollegInnen eine große Zahl nützlicher Hinweise, vorbildlicher Gesprächsbeispiele und wertvoller Erfahrungen. Dabei hält Westhoff sich mit einer Warnung nicht zurück: "Schlecht geplante Gespräche und eine undisziplinierte Gesprächsführung sind in erster Linie an zu hohen Redeanteilen der Interviewer und ihren unpassend formulierten Fragen zu erkennen."

 

Karl Westhoff (Hrsg.): Das Entscheidungsorientierte Gespräch (EOG) als Eignungsinterview.
Pabst, 156 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-89967-550-4
 

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