Wie Schaupensteiner fordert der OECD-Bericht zur Auslandsbestechung (vom Dezember 2014) schärfere Straf- und Kontrollmechanismen. Der Bericht wertete 400 bekannt gewordene Fälle aus und kam zu dem Ergebnis: "In 41 Prozent wurde die Bestechung von Führungskräften vorgenommen oder abgesegnet, in zwölf Prozent war die Unternehmensleitung involviert... Die Adressaten von Auslandsbestechung sind in der Regel eher entwickelte Volkswirtschaften als Entwicklungsländer. Elf Prozent der Zahlungen gingen an Regierungsmitglieder ..."
Wie effizient schärfere Straf- und Kontrollmechanismen wirklich sein können, wird allerdings von Insidern kritisch diskutiert. Zumindest kann das Kontrollnetz nie so engmaschig werden, dass es auch die alltägliche massenhafte Klein-Korruption erfasst. Der Diplompsychologe Peter Giesers wendet in seinem Beitrag zum Fachbuch "Korruption" ein: "Es reicht nicht, ethische Grundsätze zu implementieren, die von Mitarbeitern als bloße Verbote interpretiert werden. Dies führt nur dazu, dass Mitarbeiter sich nicht verstanden fühlen."
"Ziel muss vielmehr sein, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der Raum für Reflexion der Arbeit entsteht, in der die paradoxen Grundprobleme der alltäglichen Arbeit wahrgenommen, akzeptiert und bearbeitet werden können. Nur auf der Grundlage bewusster Wahrnehmung der realen ´Zwickmühlen´, die mit der Arbeit verbunden sind, kann der Mut zur transparenten Entschiedenheit gefunden werden. Es geht darum, eine Kultur der gegenseitigen Hilfe bei alltäglichen Konflikten und Entscheidungen zu entwickeln, die eine Integrationsleistung möglich macht." Giesers analysiert ausführlich die psychologischen Hintergründe korrupten Verhaltens und folgert daraus detailliert psychologische Präventionsmöglichkeiten. Damit können Wirtschaftspsychologen eher einen Beitrag zur Compliance in Unternehmen leisten als Controller und Juristen zusammen ...
Korruption – Forschungsstand, Prävention, Probleme
Kliche, Thomas; Thiel, Stephanie (Hrsg.)