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Wirtschaftspsychologie: Langfristvergütung bei deutschen Vorständen könnte nachhaltiger sein

Wirtschaftspsychologie: Die Vorstands-Boni in Deutschland sind bisher nur unzureichend an den langfristigen Unternehmenserfolg geknüpft. Zu diesem Schluss kommt die neue Vergütungsstudie der Beratungsgesellschaft PwC in Kooperation mit der Frankfurter Goethe-Universität. Zwar handelt es sich bei rund 60 Prozent der Gesamtvergütungen für Dax- und MDax-Vorstände um leistungsabhängige Zahlungen - von denen wiederum mehr als die Hälfte langfristig ausgerichtet sind. Allerdings basieren die meisten dieser sogenannten "Long Term Incentives" auf Cash- statt auf Aktienplänen. Das heißt: Mit der Auszahlung entkoppelt sich der Bonus automatisch von der Geschäftsentwicklung.

"Im internationalen Vergleich kann Deutschland damit als ein Sonderfall bezeichnet werden. Aus unserer Sicht wäre es zielführender, langfristige Boni in Form von Aktien des eigenen Unternehmens zuzuteilen - und die Vorstände durch entsprechende Klauseln anzuhalten, die Papiere auch tatsächlich über einen längeren Zeitraum zu halten, gegebenenfalls sogar über die Organtätigkeit hinaus. Dadurch würde sichergestellt, dass es im ureigenen Interesse der Vorstände ist, ihre Arbeit auch wirklich am nachhaltigen Erfolg des Unternehmens auszurichten", so Remo Schmid, Mitautor der Studie und verantwortlicher Partner für Vergütungsfragen bei PwC in Deutschland.

CEOs verdienen fast doppelt so viel wie ihre Vorstandskollegen

Für die Studie analysierten PwC und die Goethe-Universität Frankfurt die Vergütungsstrukturen der Dax- und MDax-Unternehmen. Die Auswertungen zeigen, dass sich die Vorstandsvergütung 2015 im Vergleich zum Vorjahr unterschiedlich entwickelt hat: Im Median erhielt ein Dax-Konzernchef 5,6 Millionen Euro, ein Plus von gut 3 Prozent. Weitere Vorstandsmitglieder kamen auf 2,9 Millionen Euro, was ein Minus von 2 Prozent bedeutet. Im MDax verdienten die CEOs im Median 2,5 Millionen Euro, ihre Vorstandskollegen erhielten 1,3 Millionen Euro. Mit anderen Worten: Im "Blue Chip"-Barometer Dax werden die Topmanager mehr als doppelt so hoch bezahlt wie im Mittelstandsindex MDax. Und: Der durchschnittliche Konzernchef verdient im Schnitt knapp das Zweifache eines einfachen Vorstands.

Frauen sind noch stark unterrepräsentiert

Bemerkenswert langsam entwickelte sich der Auswertung zufolge der Anteil von Frauen in den Unternehmensspitzen. So waren gut 91 Prozent aller Vorstandsposten im Dax Ende 2015 noch immer von Männern besetzt - während es im MDax sogar rund 96 Prozent waren. Deutlich besser, aber noch immer nicht gut, sieht es in den Kontrollgremien aus: Im Dax waren 26 Prozent aller Aufsichtsratsmitglieder weiblich, im MDax 18 Prozent. "Bei vielen Unternehmen wäre ein diesbezüglicher Kulturwandel wünschenswert", sagt Prof. Dr. Hans-Joachim Böcking, Mitautor der Studie und Professor an der Goethe-Universität Frankfurt. Immerhin: "Zumindest bei der Vorstands- und Aufsichtsratsgrundvergütung lassen sich weder im Dax noch im MDax geschlechterspezifische Unterschiede feststellen", so Böcking.

Im Median erhielt ein Aufsichtsratsvorsitzender im Dax 2015 eine Gesamtvergütung von 311.000 Euro. Die Stellvertreter kamen auf 230.000 Euro, weitere Aufsichtsratsmitglieder auf 127.500 Euro. Deutlich niedriger lagen die Vergütungen im MDax. Hier ließen sich die Unternehmen ihren Chefaufseher im Median 183.500 Euro kosten, der Stellvertreter erhielt 121.500 Euro, die normalen Kontrolleure bekamen 75.000 Euro. Auffällig: Während die Grundvergütung bei den Aufsichtsräten im Schnitt bei rund zwölf Prozent der Dax- und MDax-Unternehmen angehoben wurde, ist die variable Vergütung weiterhin auf dem Rückzug: So gewährten 2014 noch vier von zehn Dax-Konzernen eine Form von variabler Bezahlung. 2015 waren es nur drei von zehn.




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