Als Beispiel schildert der Wissenschaftler ein Pharmaunternehmen "mit ca. 3000 Angestellten im Bereich Forschung und Entwicklung. Im Intranet versuchte das Unternehmen, ein System zu etablieren, das Managern der mittleren Leitungsebene ermöglichen sollte, Beispiele von Best Practice vorzustellen und miteinander auszutauschen. Trotz der Unterstützung durch die oberste Leitungsebene und zahlreiche Versuche der Neu- und Umgestaltung dieses Systems - aufgebaut als webbasierte Textbank - musste der Versuch nach drei Jahren aufgegeben werden. Die potenziellen Nutzer waren weder bereit, ihre Best Practices zu veröffentlichen, noch bestand auch nur ein geringes Interesse daran, diese Textbank aufzusuchen. Dies lässt sich mit verschiedenen Faktoren erklären: mit Zeitdruck, dem Fehlen motivierender Anreize, dem Vermeiden von Angeberei und Prahlerei und dem Vorhandensein persönlicher Netzwerke, die als wichtiger und effektiver angesehen wurden ..."
Für Pogner ist es nicht nur entscheidend, das Intranet präzis dem Unternehmenskontext anzupassen. Vielmehr sollten bereits bei der Konzeptionierung Nutzer nicht nur als Objekte, sondern auch als Mitgestalter betrachtet werden. "Die Wahl eines Mediums und das Ob und Wie seiner Nutzung sind von viel mehr Faktoren und Prozessen geprägt als nur den Eigenschaften des Mediums. Sie werden beeinflusst von eigenen Erfahrungen mit und eigenen Einstellungen gegenüber bestimmten Medien, d.h. dem Image, das diese beim jeweiligen Nutzer haben, und durch individuelle Vorlieben und Gewohnheiten bei der Lösung bestimmter Kommunikations- und anderer Arbeitsaufgaben." Die Tatsache, dass Medien auch stets die soziale Beziehung zwischen den Kommunizierenden tangieren, hat zur Folge, dass oft die symbolische Bedeutung, die einem Medium zugeordnet wird, bei seiner Wahl den Ausschlag geben kann ...
Literatur:
Neue Medien im Alltag: Befunde aus den Bereichen Arbeit, Lernen und Freizeit
Schütz, A.; Habscheid, S.; Holly, W.; Krems, J.; Voß, G.G. (Hrsg.)