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Wirtschaftspsychologie: Home-Office - reichlich Nutzen, wenig Nutzung

Wirtschaftspsychologie: Zeitlich und örtlich flexibles Arbeiten bietet viele Vorteile - für Angestellte und ihre Angehörigen, für Arbeitgeber und ihre Produktivität. Doch die Möglichkeiten werden wenig genutzt; in Deutschland sind flexible Arbeitsmodelle während der letzten Jahre eher zurückgegangen. Warum? Wie lässt sich die Flexibilisierung im Interesse aller Beteiligten stärker nutzen? Die Professoren Hartmut Schulze, Jens O. Meissner, Johann Weichbrodt und Kollegen bieten in der aktuellen Ausgabe der unabhängigen Fachzeitschrift "Wirtschaftspsychologie" einen wissenschaftlich fundierten Überblick.

Zunächst entwickelte sich mobil-flexible Arbeit mit Rücksicht auf die Kinder der Beschäftigten. Der mögliche Vorteil für die Familie ist zwar erhalten geblieben, doch nicht mehr der Hauptaspekt. Europaweit arbeiten etwa zehn Prozent der Angestellten zeitlich flexibel und an unterschiedlichen Arbeitsorten (z.B. teils im Unternehmen und teils zuhause).
 
Dieses Ausmaß an Flexibilität bleibt nach Einschätzung der Wirtschaftspsychologen "deutlich hinter den Erwartungen und hinter den Wünschen der Mitarbeitenden zurück. In einer repräsentativen Studie in der Schweiz wünschten sich 66% der Arbeitnehmenden die Möglichkeit, teilweise von zu Hause aus arbeiten zu können." Aufgrund ihrer Arbeitsaufgabe wäre dies für mehr als die Hälfte von ihnen gut möglich.
 
In erster Linie werden die flexiblen Arbeitsmodelle von Programmierern und anderen ICT-Fachkräften genutzt, von Lehrern, Wissenschaftlern und anderen qualifizierten Wissensarbeitern. Frauen und Männer nutzen das Home-Office etwa gleich häufig.
 
Wer neben dem Büro im Unternehmen häufig zuhause am Schreibtisch sitzt, sieht in der Regel fünf Vorteile:

  • Möglichkeit, ungestört in Ruhe arbeiten zu können
  • selbst entscheiden, zu welcher Zeit man arbeitet
  • Fahrtzeiten einsparen
  • Aufgaben bearbeiten, die im Büro nicht so gut erledigt werden können
  • Arbeits- und Privatleben besser in Einklang bringen

"Die Vorteile hängen zusammen mit größeren Autonomiegraden bzw. höherer Selbstregulation sowie mit dem Gewinn an Ressourcen. Home-Office-Routiniers berichten von einer z.T. deutlich gesteigerten Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung sowie davon, sich den beruflichen Anforderungen besser gewachsen zu fühlen."
 
Bei den Risiken sehen die Wirtschaftspsychologen in erster Linie eine mögliche "Entgrenzung der Arbeit"; in einer Studie arbeiteten 13% der Home-Office-Nutzenden auch regelmäßig nachts und 27% an Wochenenden. "Die Mehrzahl der Betroffenen gab an, dass die Nacht- bzw. Wochenarbeit in der Regel zusätzlich zur regulären Arbeitszeit erfolgt ..." Dies könnte ein Grund dafür sein, dass in einer anderen Studie die Hälfte der Home-Office-Nutzenden über leichte bis mittelschwere Einschlafstörungen berichten.
 
Relevant können auch die Kommunikationsprobleme mit KollegInnen werden. "Nicht zuletzt zur Kompensation einer eingeschränkten informellen Kommunikation gibt die Mehrheit der Home-Office-Routiniers an, nach ein bis zwei Tagen zuhause wieder ins Stammhaus zu gehen, um KollegInnen zu treffen." Etwa zwei, maximal drei Home-Office-Tage wöchentlich werden von Betroffenen als optimal angesehen.

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