Der Wirtschaftspsychologe Dr. Felix Frei (Zürich) "gewinnt den Eindruck, wir seien Zeugen einer hemmungslosen Re-Hierarchisierung - nur eleganter verpackt als früher. Es wird in Frageform verpackt, was als Befehl gemeint ist. Das CEO-Führungsmodell, bei dem in einer Geschäftsleitung letztlich nur der CEO entscheidet, wird zur Norm und mutatis mutandis auch auf tiefere Ebenen übertragen. Die Personalisierung der Führung ist ein gern bedientes spätfeudalistisches Erklärungsmuster angesichts nicht durchschaubarer organisatorischer Komplexität."
In seinem neuen Bestseller "Hierarchie - Das Ende eines Erfolgsrezepts" analysiert der Wirtschaftspsychologe die aktuelle Entwicklung und bietet - so detailliert wie fundiert - einen differenzierten, realistischen Gegenentwurf.
Frei: "Perfiderweise wird die hierarchische Vorgabe für das tägliche Tun nicht mehr als explizite Befehlsausgabe organisiert. Stattdessen wird sie automatisiert: Ein Zielvereinbarungsgespräch zu Jahresbeginn wird zum Metabefehl, aus dem das Individuum sich alle operativen Befehle im täglichen Tun selbst zu geben hat. Hierarchie wird rekursiv zu einer Art Auto-Hierarchie, was wie Autonomie zu sein scheint, aber exakt das Gegenteil ist. Ich muss nicht nur tun, was jemand von mir will, ich muss sogar tun wollen, was man von mir will.
Immer mehr Tätigkeiten sind als Prozess derart strikt formalisiert, dass man sich gar nicht mehr fehlverhalten kann. Die Handlungsspielräume werden immer kleiner. Nicht nur auf der untersten Ebene, sondern überall. Je lauter das Hohelied der Deregulation gesungen wird, umso regulierter wird die Realität ..."
In seinem Gegenentwurf zeichnet der Wirtschaftspsychologe fluide Organisationen, die nicht hierarchisch, sondern netzwerkartig aufgebaut sind. Sie basieren auf Selbstführung und Eigenverantwortung, verfügen also über evolutionäres Potential ...
HIERARCHIE
Das Ende eines Erfolgsrezepts
Frei, Felix
