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Wirtschaftspsychologie: Der Nachwuchs wirtschaftet konservativ und will klassische Besitzmodelle umgehen

Wirtschaftspsychologie: "Babyboomer haben wenig Ahnung von Technik, und junge Leute der Generation Y sind sehr ungeduldig." Derartige Schubladen für Menschen verschiedener Altersgruppen sind in der Arbeitswelt weit verbreitet, aber wenig sinnvoll, ist Tamara J. Erickson (USA) überzeugt. Am Donnerstag, 19. September, präsentiert die Expertin für Change-Management auf der Messe Zukunft Personal in Köln einen Gegenentwurf zu dieser Art des Generationendenkens.

"Viele Menschen nähern sich dem Thema Generationen, indem sie auf Stereotypen zurückgreifen", hat Tamara J. Erickson beobachtet. "Ich versuche eine andere Sichtweise zu propagieren: Über Generationenunterschiede zu sprechen ist ein Weg, die Berechtigung und Logik hinter der sozialen Vielfalt aller Individuen zu verstehen." Diese Vielfalt am Beispiel von Geschlechts- und Kulturunterschieden zu veranschaulichen, sei viel heikler: Schnell werde dabei die Grenze der "Political Correctness" überschritten, meint die Expertin.

Re-generation und Generation Y mischen die Arbeitswelt auf

In jüngster Zeit hat Tammy Erickson viele unter 17-Jährige zu ihrer Weltanschauung befragt und für diese Altersgruppe den Begriff Re-generation geprägt. "Re-gens sind in Zeiten einer Wirtschaftskrise aufgewachsen. Deswegen sind sie in Bezug auf ihre Finanzen konservativer als andere Generationen", erklärt die Unternehmensberaterin. Ihr Denken sei zudem durch eine hohe Sensibilität für Umweltprobleme geprägt. Sie machten sich viele Gedanken darüber, wie sie Güter auf innovative Weise teilen und wie sie klassische Besitzmodelle umgehen könnten, indem sie handeln, tauschen, leihen oder leasen. "Re-gens sind von der Mentalität her eher Mieter als Eigentümer und sehr offen dafür, ihr Wissen mit anderen zu teilen."

Im Gegensatz dazu seien die Vertreter der Generation Y ziemliche Optimisten, die sich offen für klassische Karrierewege zeigten. Ein weiterer Unterschied: Während die Nachwuchskräfte aus der Generation Y sich als Technologieführer sähen, hätten die Re-gens von klein auf erlebt, dass auch ihre Eltern gut mit Technik umgehen könnten. "Also gehen sie auch am Arbeitsplatz davon aus, dass jeder im Internet auf ähnliche Art kommuniziert, wie sie es tun." Diese Merkmale sollten Unternehmen allerdings nicht in unterschiedliche Personalkonzepte für die Generation ummünzen, sondern dafür nutzen, ihre Arbeitsabläufe zu überdenken. In punkto IT-Infrastruktur seien viele Betriebe gar nicht so schlecht auf die jungen Generationen vorbereitet. Aber es fehle häufig an einer offenen Haltung gegenüber der Andersartigkeit von Kollegen und an klaren allgemeinverbindlichen Regeln.

Im Zweifel für den Angeklagten: Divers denken lernen

Tammy Erickson nennt dafür ein Beispiel: Kürzlich habe sich bei ihr eine ältere Person beklagt, dass jüngere Kollegen nicht korrekt schreiben würden und keine richtige Zeichensetzung in der schriftlichen Kommunikation verwendeten. "Den Rückschluss, die jungen Leute könnten das nicht, halte ich für etwas gefährlich", so Erickson. Oftmals sei es jungen Leuten einfach nicht bewusst, wie wichtig den älteren Beschäftigten korrekte Sprache und Zeichensetzung seien. Deswegen müssten Führungskräfte ihre Erwartungen klar formulieren. Zudem helfe die Haltung "im Zweifel für den Angeklagten": "Wir sollten uns in solchen Situationen immer erst fragen, ob unser Gegenüber die Dinge möglicherweise auf eine völlig andere Art angeht als wir selbst."

Kulturelle Unterschiede der Generationen berücksichtigen

Diese Einsicht gelte vor allem auch für kulturelle Hintergründe von Beschäftigten. "Insgesamt sind die weltweiten Unterschiede zwischen den Generationen enorm", so Erickson. Es ließen sich zwar immer mehr Ähnlichkeiten unter den jüngeren Generationen verschiedener Länder beobachten, da ihre Vertreter über das Internet global kommunizierten und immer mehr Erfahrungen miteinander teilten. Doch die prägende Phase, für die meisten Menschen zwischen 11 und 15 Jahren, sei etwa von den Ansichten der Eltern, dem religiösen Hintergrund, dem kulturellen Erbe und dem wirtschaftlichen Status bestimmt - alles Aspekte, die sich in einzelnen Ländern stark unterschieden.

In ihrem Keynote-Vortrag auf der Messe Zukunft Personal in Köln präzisiert Tamara J. Erickson mit einer Mischung aus Humor und Tiefgang, was die Generationen, die heute in Unternehmen zusammenarbeiten, weltweit ausmacht. Sie bringt viele Beispiele für Missverständnisse am Arbeitsplatz mit und gibt Ratschläge.




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