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Wirtschaftsethische Richtlinien in Unternehmen: effiziente Demontage von Moral

Nice to have: Wirtschaftsethische Richtlinien, in Unternehmen inzwischen modern, dienen dem Image, dem Marketing wie dem Unternehmenswert. Der moralische Schmuck kann allerdings verblassen, wenn er das Primat der Profitabilität zu überstrahlen droht. "Wird ethisches Verhalten in Unternehmen propagiert, gleichzeitig aber durch die faktische Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen chronisch unterlaufen, fördert das in erster Linie eine Schwächung der Werte." Zu diesem Schluss kommt die Psychologin Stephanie Thiel (Universität Konstanz) in einer Studie.

"Dies führt zu einer paradoxen Situation: Je häufiger, je intensiver auf ethische Richtlinien verwiesen wird, desto stärker wird ihre Gültigkeit untergraben; denn weder der Effizienzdruck, noch die Konkurrenz lassen nach. Es kommt zu einem Lernprozess, bei dem zunehmend zwischen einem offiziellen und einem inoffiziellen Teil der Firmenpolitik unterschieden wird. Der wahrscheinlich größte unintendierte Lerneffekt ist dabei der sich entwickelnde Sinn für doppelte Standards.

Die Werte werden zu einer Art Handwerkszeug, mit dem man zu argumentieren lernt und das sich einsetzen lässt, um Seriosität zu vermitteln und Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Insbesondere in einem moralisch hochaufgeladenen Klima, in dem man sich regelrecht darin üben muss, die eigene Argumentation wertebezogen auszurichten, fördert das eine besondere Form von Verkaufstalent. Gleichzeitig wächst die Gleichgültigkeit den Werten gegenüber, da die Werte in den Dienst der vorgegebenen Ziele gestellt und damit selbst zum verhandelbaren Gut werden.

Sehr viel effizienter kann man den Wert, die Gültigkeit von Moral, nicht demontieren."


Korruption – Forschungsstand, Prävention, Probleme
Kliche, Thomas; Thiel, Stephanie (Hrsg.)




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