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Wie psychosomatische Krankheiten Weltereignisse auslösen können

Psychische Verletzungen und Defizite von Regierenden können welthistorische Ereignisse auslösen: Preußens Friedrich II. war von seinem grausamen Vater psychisch und körperlich misshandelt worden; als er selbst zur Macht kam, kompensierte er seine Erniedrigung und übertraf den Vater an Despotie und Grausamkeit: Seine Kriege kosteten mindestens 100.000 Menschen das Leben, veränderten Europa, brachten Friedrich den Titel "der Große" ein, heilten jedoch nicht sein Psychotrauma. Die Psychosomatiker Rudolf und Barbara Klussmann beschreiben in ihrem aktuellen Reader "Konflikt, Krise, Krankheit" folgenreiche Leiden historischer Persönlichkeiten.

Über Friedrich schreiben die Wissenschaftler: "Siegmund Freud hat für ein solches Verhalten den Begriff ´nachträglicher Gehorsam´ geprägt. Dabei nimmt sich der junge Mensch vor, alles anders zu machen als die ältere Generation. Hat er jedoch selber die Macht erreicht, wandelt sich seine Einstellung. Die missachteten, verdrängten, despotischen Verhaltensweisen der Vatergeneration werden wieder wach und zur Richtschnur eigenen Handelns. Wird dieser Weg konsequent verfolgt, kann sich der Betroffene gleichsam besser fühlen als der Vater. Er ist nicht mehr die schwache, untaugliche Person, sondern hat dem Vater bewiesen, dass er kein Versager ist, sondern ihn sogar übertroffen hat.
 
Die neuere Traumaforschung hat entsprechende Wirkmechanismen nachgewiesen. Die Traumatisierung Friedrichs führte zu der Introjektion des übermächtigen, sadistischen Vaters und einer fortlaufenden Reinszenierung dieser traumatischen Situation."
 
In der Kindheit und Jugend erlebte Friedrich weder von der Mutter, noch vom Vater Empathie. In dieser Mangelsituation wird ein Mensch gezwungen, sich - im Sinn des Überlebens - mit den unempathischen Personen zu identifizieren. Der Mensch beginnt, Übergriffe zu erwarten, wird seine versagende Umwelt imitieren und eigene kreative Äußerungen unterdrücken.
 
Suizidgedanken begleiteten Friedrich ein Leben lang, "speziell in kritischen Momenten des Siebenjährigen Krieges. Möglicherweise setzte er sich auch deshalb Gefährdungen aus, die Außenstehende nicht begreifen konnten. Das grausame Bild des Vaters ließ ihn nicht los. Im Sinne der heutigen Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung verfolgten ihn quälende Alpträume bis zuletzt. Im Traum erschien ihm der Vater, ließ ihn von Soldaten ergreifen und einkerkern oder bedrohte ihn mit dem Tod."
 
Friedrich war schwul, seine letzten Jahre waren geprägt von verschiedensten schmerzhaften Krankheiten, von Verbitterung, zynischer Menschenverachtung und Einsamkeit.
 
Barbara und Rudolf Klussmann skizzieren in ihrem Reader eine teilweise hypothetische, aber immer solide belegte Diagnostik zu Persönlichkeiten aus dem Kreis der Hohenzollern, der spanischen Habsburger, der Tudors. Hinzu kommen psychsomatische Hinweise zu Franz Kafka und Otto von Bismarck.
 

Konflikt – Krise – Krankheit
Psychosomatische Leiden historischer Persönlichkeiten
Klußmann, Rudolf & Barbara




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