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Wie Organisationen willentlich vergessen

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Die Technik macht es heute möglich, praktisch alles zu speichern. Aber nicht alles ist nützlich - im Gegenteil: Es gilt, die Wissensverarbeitung auf relevantes Wissen zu fokussieren. Andersherum bedeutet das, Irrelevantes zu vergessen. Dieser Prozess steht im Mittelpunkt des neuen Schwerpunktprogramms 1921 "Intentional Forgetting in Organisationen", das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert. Es wird koordiniert von Prof. Dr. Annette Kluge vom Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Fakultät für Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Am 10. November 2016 findet ein Auftaktworkshop statt.

Um zu lernen, also generelle Regeln aus Erfahrungen abzuleiten, muss man verallgemeinern. Speichert man jedes Detail jeder historischen Situation, bleibt jede ein spezifischer Einzelfall, aus dem man keine allgemeingültigen Schlüsse ziehen kann. Wichtig ist also, Irrelevantes auszublenden. Zudem ist das Erlernen von Neuem allein wenig nützlich, wenn es in der Anwendung nicht an Stelle des Alten tritt. "Man kann beobachten, dass Menschen alte Routinen abrufen, und nicht das neu Gelernte, das man eigentlich anwenden wollte", erklärt Annette Kluge.

Knappe Ressource: Verarbeitungskapazität

Die Erforschung von willentlichem Vergessen soll dazu beitragen, dass Erfahrungslernen möglich wird, sodass knappe Verarbeitungsressourcen nur für relevantes Wissen genutzt werden. Ziel ist, dass neu Gelerntes angewandt wird. Dazu haben sich bundesweit 14 Universitäten in acht Tandemprojekten zusammengefunden. Jedes Tandem besteht aus einem Lehrstuhl für Informatik oder Wirtschaftsinformatik und einem für Wirtschafts- oder Organisationspsychologie.

Beobachten im hochmodernen Fabrik-Labor

Im eigenen Tandemprojekt erforschen die Bochumer Wirtschaftspsychologen zusammen mit Potsdamer Partnern aus der Wirtschaftsinformatik. Sie erforschen Einflussfaktoren, die wirken, wenn willentlich Routinen zu Gunsten von neu erlernten Handlungsabläufen zum Beispiel in Produktionsprozessen vergessen werden sollen. Für die gemeinsame Forschung nutzen sie das Anwendungszentrum Industrie 4.0 der Potsdamer Kollegen. "In diesem hochmodernen Fabrik-Labor können Versuchsteilnehmer unter realistischen Bedingungen Fertigungsprozesse bearbeiten. Alle Aktivitäten der Teilnehmer können aufgezeichnet und anschließend ausgewertet werden, bis hin zur Blickrichtung und seiner Verweildauer", erläutert Annette Kluge.

Einflussfaktoren erkennen und erproben

In einer ersten dreijährigen Phase widmen sich die Forscher den Einflussfaktoren auf das willentliche Vergessen. Daran soll sich eine zweite Phase anschließen, in der die theoretisch gesammelten und fundierten Erkenntnisse in der Praxis erprobt und umgesetzt werden.




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