Sind Männer alkoholabhängig, tendieren ihre Partnerinnen oft zur Unterwürfigkeit, Ängstlichkeit, Depressivität, Hilflosigkeit - abwechselnd mit Aggressivität und fürsorglichem Engagement. Eine Co-Abhängigkeit ist häufig, eine Trennung eher unwahrscheinlich. Frauen suchen häufiger Unterstützung in Selbsthilfegruppen als Männer.
Der Vorteil gemeinsamer Alkoholabhängigkeit von Paaren kann darin liegen, dass mehr Intimität entsteht. Paare, bei denen beide Partner alkoholabhängig sind, erleben eine höhere Partnerzufriedenheit, weniger Konflikte, selten Gewalt... Das Trinken des Mannes hat mehr mit Erwartungen bezüglich Macht/Durchsetzung zu tun. Frauen trinken eher, um den Grad der Intimität in der Beziehung zu regulieren. Trinkt eine Frau exzessiv - oder zumindest deutlich mehr als der Mann, gilt sie als leichter verfügbar, und die Beziehungs-Symmetrie ist gestört.
Eine gängige Hypothese behauptet: "... Im größeren oder kleineren Umfang ist die Ehepartnerin eines Alkoholikers charakteristischerweise eine kaum kompensierte, interpersonal beschränkte, unsichere, nach außen hin dominante, aber zutiefst abhängige, exzessiv ängstliche, sexuell unzulängliche, schuldgetriebene und abnormal zornige Frau ..." Diesem Klischee stellen Bea Schild und Professor Dr. Gerhard Wiesbeck im Reader "Partnerschaft und Alkohol" ein differenziertes, auf Wissenschaft und Praxis fundiertes Bild entgegen: Die Gesetzmäßigkeiten sind geringer als die individuellen Unterschiede.
Literatur:
Partnerschaft und Alkohol
Schild, Bea (Hrsg.) & Wiesbeck, Gerhard A.
2012, 228 Seiten