Etwa; Theophrast, Zeitgenosse von Aristoteles in Athen, verfasste vor ca.2300 Jahren die erste bekannte, pointiert kritische Charakterkunde, "scharf beobachtet, mit treffsicherem Witz lebendig und differenziert geschildert". Oder: Lukrez, einer der bedeutendsten Philosophen Roms im Jahrhundert vor Christi Geburt, konzipierte in ´de rerum natura´ eine heute wieder interessante "Psychologie auf atomarer Grundlage". Bei mehr als einem Dutzend europäischer Philosophen ortet Hannes Stubbe relevante, teils originelle psychologische Expertise.
Als aktuelles, kennzeichnendes Beispiel aus der asiatischen Psychologie nennt Stubbe die japanische Naikan-Therapie - üblich v.a. in Reha- und Forensik-Einrichtungen: "Der Therapeut nimmt eine nichtdirektive Rolle ein. Es handelt sich um eine echte Selbsttherapie. Naikan bedeutet im Japanischen ´Selbstreflexion, Selbstbeobachtung, Innenschau´. Der Naikan-Klient entwickelt durch Selbstreflexion über seine Vergangenheit ein Verständnis dafür, wie viel andere Menschen für ihn getan haben, wie wenig er ihnen zurückgegeben hat und wieviel Kummer er den ihm bedeutsamen Menschen bereitet hat. Die Therapie zielt explizit darauf ab, existentielles Schuldbewusstsein zu erzeugen und gleichzeitig das Empfinden zu wecken, dass man trotz eigener Unzulänglichkeiten geliebt und umsorgt worden ist. Diese vorbereitenden Einsichten erzeugen den Wunsch nach Selbstaufopferung im Dienst anderer, um sein ´soziales Konto´ auszugleichen..."
Anderseits zitiert Stubbe einen tailändischen Kollegen: "The main emphasis of Buddhist Psychology is the happiness in family, society and life. Every Buddhist principle has been taken into practice in Tai way of life which it is now considered as Buddhist psychology."
Anders formuliert: "Die conditio humana in ihrer Komplexität zu durchschauen und die daraus erwachsenen Konsequenzen zu ziehen, ist das Ziel, zu dem der achtfache Pfad führen soll. Dieses Grundgerüst der buddhistischen Lehre ist daher von detaillierten Analysen zur psychophysischen Verfassung des Menschen begleitet, die jedermann durch gezielte und beständige Introspektion und Meditation empirisch überprüfen kann und muss. Inhaltlich wie auch in ihrer empirischen Fundierung, ihrem Abstraktions- und Systematisierungsniveau zählen diese Analysen zu den wichtigsten psychologischen Beiträgen Asiens ..."
Hannes Stubbe: Weltgeschichte der Psychologie.
Pabst, 660 S., Hardcover ISBN 978-3-95853-737-8, eBook 978-3-95853-738-5
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