Dieser hatte am 22. Mai 1850 auf den preußischen Monarchen geschossen und ihn leicht verletzt. Die Untersuchungen zeigten sehr bald, dass der Anschlag nicht politisch motiviert war. Er entsprang vielmehr den wahnhaften Ideen des Täters, die sich u. a. darin äußerten, dass Sefeloge trotz herausragender Leistungen - so hielt er sich für den Erfinder der Schokolade und des Schießpulvers - jedwede Anerkennung versagt bliebe. Der politische Fall Sefeloge weitete sich zu einer Krankengeschichte aus, die vor allem zeitgenössische psychiatrische und juristische Konzepte miteinander verknüpfte.
Vor diesem Hintergrund psychiatrischer Deutungsmuster kriminellen Verhaltens erörtert die Autorin die Aspekte, welche dazu dienten, einen veränderten Blick auf Devianz und den Umgang mit ihr innerhalb der aufgeklärten bürgerlichen Gesellschaft zu erhalten. Der Leser erhält einen interessanten Einblick in die Möglichkeiten der forensisch-psychiatrischen Begutachtung um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier zeigt sich, dass die Psychiatrie zum festen Bestandteil einer ehemals fast ausschließlich justiziellen Domäne geworden war. Die Fallgeschichte Sefeloge wird so zu einem populären Medium des Wissenschaftsdiskurses und eröffnet dem Leser ein spannendes Kapitel der psychiatriehistorischen Forschung.