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Versetzt der Glaube wirklich Berge? Der Einfluss von Religiosität auf die psychische Gesundheit

Kann der Glaube einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit ausüben? Gibt es bestimmte Störungen, z.B. Depressionen oder Abhängigkeiten, deren Therapieerfolg maßgeblich vom Ausüben spiritueller Praktiken oder dem Glauben selbst beeinflusst werden kann? Robert Mestel und Madlen Baier haben in ihrer Studie diese Zusammenhänge auf den Prüfstand gestellt – nachzulesen im Buch „Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie“ (hrsg. von G. Juckel, K. Hoffmann und H. Walach).

Forschungen aus den USA konstatieren bereits seit Jahren gesundheitsfördernde Auswirkungen von spirituellen Praktiken als nachgewiesen. Mestel und Baier stellen allerdings fest, dass diese Ergebnisse nicht kulturübergreifend zu interpretieren sind. Im deutschsprachigen Raum etwa gibt es trotz zahlreicher Studien keine belastbaren Erkenntnisse, die eine positive Wirkung von Glauben auf die psychische Gesundheit belegen – hier sind eher widersprüchliche Studienergebnisse zu finden.

In ihrer Studie an zwei großen psychotherapeutischen Kliniken stellten die Forscher zunächst fest, dass die Patienten, die sich als religiös bzw. spirituell bezeichneten, im Durchschnitt deutlich älter waren als diejenigen, die sich als Atheisten oder Agnostiker sahen. In dieser Gruppe finden sich außerdem mehr Frauen als Männer.

Bezogen auf die Störung selbst und auch den Therapieerfolg fanden sie allerdings keine relevanten Unterschiede zwischen den Gläubigen und Nicht-Gläubigen. Auffällig war eher, dass die Selbstwirksamkeit bei den religiösen und spirituellen Teilnehmern höher war. Sie gingen tendenziell selbstakzeptierender mit sich um und zeigten mehr Selbstkontrolle. Insgesamt scheinen religiös-spirituelle Menschen „verträglicher“ zu sein, selbstfürsorglicher und warmherziger. In diesem Zusammenhang ist allerdings zu beachten, dass die Gruppe der Religiös-Spirituellen auch aus deutlich mehr Frauen bestand, denen die genannten Eigenschaften ohnehin stärker zugeschrieben werden.

Die Ergebnisse machen klar: Ein deutlicher Zusammenhang von Religiosität bzw. Spiritualität mit erhöhtem Therapieerfolg oder verbesserter psychischer Gesundheit kann nicht belegt werden. Atheisten, Agnostiker oder solche, die Religion bzw. Spiritualität als „irrelevant“ für ihr Leben bezeichnen, haben die gleichen Risiken und Chancen, was eine psychische Erkrankung und deren Behandlung betrifft.

Literatur zum Thema

Robert Mestel, Madlen Baier: Spiritualität, Religiosität und Atheismus in stationärer psychotherapeutischer Behandlung – Zusammenhänge mit Psychopathologie und Therapieerfolg.
In: G. Juckel, K. Hoffmann, H. Walach (Hrsg.), Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie (S. 267–281).
Pabst 2018, ISBN 978-3-95853-382-0, Hardcover. eBook ISBN 978-3-95853-383-7

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