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Verletzungen an Körper und Seele: häusliche Gewalt erkennen

Frauenärztinnen und -ärzte sind oft die ersten, mit denen von Gewalt betroffene Frauen in Kontakt kommen. Gewalttaten sicher zu erkennen ist jedoch eine schwierige Aufgabe: "Auf Gewalttaten können sehr viele unterschiedliche Verletzungs- und Krankheitssymptome, aber auch Verhaltensweisen hinweisen", erklärte die Initiatorin des Netzwerks GESINE, Marion Steffens, auf dem DGGG-Kongress (5. bis 8. Oktober 2010) in München. Wenn trotz aller Schwierigkeiten die Diagnose "Häusliche Gewalt" gesichert ist, sind zudem Maßnahmen notwendig, die über das normale Spektrum gynäkologischer Leistungen hinausgehen.

Frakturen ohne ein nachvollziehbares adäquates Trauma - besonders Arm- und Rippenbrüchen - oder Hämatomen, Prellungen und Würgemalen können der Gewaltexpertin zufolge auf häusliche Gewalt hindeuten. Zu den psychischen und psychosomatischen Folgen von Gewalt zählten Angstzustände, Panikattacken, Schlafstörungen, Albträume, Essstörungen oder Depressionen. Wenn ein auffallend langer Zeitraum zwischen Verletzung und Praxisbesuch liegt oder wenn ein männlicher Begleiter der Frau nicht von der Seite weicht, sei erhöhte Aufmerksam-keit notwendig. Anzeichen für häusliche Konfliktsituationen können laut Steffens auch Thoraxschmerzen, Migräne, Herz- und Verdauungsbeschwerden sowie Atemstörungen und Asthma sein.

Beispielhafte Hilfe bei häuslicher Gewalt: Netzwerk GESINE

Das im Ennepe-Ruhr-Kreis in Nordrhein-Westfalen aktive Netzwerk GESINE zeigt beispielhaft, wie regionale Hilfe für gewaltbetroffene Frauen aussehen kann: Im Netzwerk GESINE - ein Teil des bundesweiten Modellprojekts MIGG - werden mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen Unterstützungs- und Versorgungsmodel-le für gewaltbetroffene Patientinnen in der ambulanten ärztlichen Versorgung erprobt. "Ärztinnen und Ärzte erfahren durch uns, wie Betroffene anzusprechen und zu untersuchen sind, wie Befunde rechtssicher dokumentiert werden können und welche weiteren Hilfsangebote in der Region zur Verfügung stehen", erklärte die Sozialpädagogin. Zudem helfe GESINE Organisationen zur Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt beim Aufbau regionaler Netzwerke, an welche Ärzte die betroffenen Frauen überweisen könnten.

Fast jede vierte Frau erlebt Beziehungsgewalt

Fast jede vierte Frau in Deutschland (22 %) erlebt im Laufe ihres Lebens häusliche Beziehungsgewalt. Häusliche Gewalt umfasst physische Gewalt (schlagen, stoßen, treten, würgen, fesseln, mit Gegenständen oder Waffen bedrohen und verletzen, Essensentzug), psychische Gewalt (Schlafentzug, permanente Beschimpfung und Erniedrigung, Drohungen, für verrückt erklären, Kinder als Druckmittel einsetzen), sexualisierte Gewalt (Zwang zu sexuellen Handlungen, Vergewaltigungen in einer Paarbeziehung), soziale Gewalt (Einsperren, Kontaktverbot, soziale Isolation) und ökonomische Gewalt (Entzug von Geld, Arbeitsverbot oder Zwang zu arbeiten).




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