Der Verkehrsmediziner gibt im Reader 'Verkehrseignung - Senioren' zu bedenken: "Wenn man den Altersverlauf visueller, motorischer und kognitiver Funktionen betrachtet, sieht man, dass wissens- und erfahrungsbasierte kognitive Funktionen (´kristalline´ Funktionen) mit zunehmendem Alter erhalten bleiben und sich sogar verbessern können. Hingegen nehmen sensorische, motorische und sog. ´fluide´ kognitive Funktionen mit zunehmendem Alter ab, insbesondere die exekutiven Funktionen, die auch besonders spät ausreifen. Das Nachlassen fluider und exekutiver Funktionen ist jedoch für verschiedene Personen sehr unterschiedlich; das kalendarische Alter sagt also nichts über den Status der Funktionen."
Falkenstein rät Senioren, sich auf ihre Risiken bewusst einzustellen: "Die Bremsreaktionszeiten sind deutlich länger. Sie hängen mit Muskelstärke, Gleichgewicht und Kognition zusammen. Ältere schätzen Zeit und Geschwindigkeit schlechter ein. Sie überschätzen geringe und unterschätzen hohe Geschwindigkeiten. Die Fähigkeit, viele Bewegungskomponenten zu koordinieren, wird mit fortschreitendem Alter schwieriger. Die Genauigkeit von Bewegungen nimmt ab," die Spurhaltung wird daher evtl. unsicherer.
Dr. Ewald Brandt, Oberstaatsanwalt a.D. in Hamburg, empfiehlt gemeinsam mit den Coautoren des Readers Senioren freiwillige Verkehrstests, eine freiwillige ärztliche Beratung und bei Bedarf ein qualifiziertes Training. Kalendarisch altersdefinierte Pflichttests und Restriktionen für Führerscheinbesitzer lehnen die Autoren - entgegen einigen Vorschlägen aus der EU - ab.
Brandt, Halecker, Brieler, Püschel: Verkehrseignung - Senioren, Krankheit, Medikamente, Alkohol.
Pabst, 264 S., Paperback ISBN 978-3-95853-876-4, eBook ISBN 978-3-95853-877-1