Beispiele aus der Geschichte und der Philosophie belegen, wie chronisch Kranke und andere Benachteiligte ihr "Unglück" akzeptierten und als Aufgabe meistern: Wissenschaftler, Künstler u.a..- besonders prominent der Physiker Stephen Hawking. Leid als Stimulus für besondere Entwicklung und/oder Leistung. Auch in einer religiösen Bindung sieht Zarbock eine wertvolle Ressource: "Das Alte Testament bietet hier nicht nur die Hiob-Geschichte an." Und das Vater-unser-Gebet formuliert: "Dein Wille geschehe ..." Anderseits warnt Zarbock vor potentiellem Schädigungspotential der Religion, da sie ggfs. dem Patienten Schuld und Verantwortung für Erkrankung oder anderes Unglück aufbürdet und damit seine Depression verstärken kann.
Weigert sich ein Patient nachdrücklich, seine unglückliche Situation zu akzeptieren, lässt sich ein Verhaltensexperiment vorschlagen: "Hierzu entwickeln wir in einer was-wäre-wenn-Perspektive, wie der Patient denken würde und wie er sich verhalten würde, wenn er den Schicksalsschlag, die Erkrankung, den Verlust akzeptieren würde. Diese Akzeptanz wird im Denken und Handeln genau ausgemalt und schriftlich dokumentiert. Der Patient kann sich dann ggfs. selbst verpflichten ..."
Bei unregelmäßig auftretenden, aber unvermeidlichen Störungen - z.B. Migräneanfällen, Auseinandersetzungen mit dem jähzornigen Partner - empfiehlt Zarbock "Akzeptanz durch Vorhersage": Patienten lernen die Frühindikatoren der Störungen, stellen sich auf sie ein und erfüllen damit ihr Grundbedürfnis nach Kontrolle, Orientierung, Autonomie.
Gerhard Zarbock: Praxisbuch Verhaltenstherapie.
Grundlagen und Anwendungen biografisch-systemischer Verhaltenstherapie.
Pabst, 8.Auflage, 2024, 484 S. Paperback ISBN 978-3-89967-471-2, eBook ISBN 978-3-95853-921-1