"Oft haben Betroffene das Gefühl, ihren Partner emotional zu betrügen, und beichten ihre Zweifel entweder ihm oder anderen vertrauten Personen. Manchmal trennen sich Betroffene auch von ihrem Partner - das jedoch nicht, weil sie feststellen, dass sie ihn nicht lieben, sondern vielmehr, weil sie das ständige Zweifeln und die damit verbundene Anspannung nicht mehr aushalten. Im Unterschied zu berechtigten Zweifeln an einer Beziehung stufen betroffene Zwangskranke außerhalb der Zwangs-Auslösesituationen ihre Zweifel als unsinnig oder stark übertrieben ein, sind insgesamt zufrieden mit ihrer Partnerschaft und wollen eigentlich an ihr festhalten."
Betroffene leiden unter
- niedriger Ungewissheitstoleranz/Bedürfnis nach 100%iger Sicherheit
- schwarz-weiß-Denken
- einem Anspruch, die Gedanken zu 100% unter Kontrolle zu haben
- einer Überschätzung von Gefahren und Risiken
Viele Menschen mit ROCD haben zu Beginn der Therapie die starke Befürchtung, dass es sich bei ihrem Problem um ein Problem in ihrer Beziehung, nicht um Ausdruck einer Zwangserkrankung handeln könnte. Aufgabe der Behandlung ist es dann häufig zunächst, herauszufinden, ob PatientInnen ihren Partner wirklich lieben, um die Beziehung fortzuführen. Bevor die eigentliche Behandlung (der Zwangsstörung) beginnen kann, muss daher eine Verschiebung stattfinden: Der Patient muss verstehen, dass nicht seine Beziehung, sondern seine Zwangsstörung das Problem ist.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist die Behandlung der ersten Wahl bei Zwangsstörungen: Exposition, Reaktionsmanagement, lernen, üben. Fricke und Niebuhr empfehlen das klassische Repertoire - spezifisch fokussiert auf die ROCD-Problematik.
´Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin´ 4/24, herausgegeben von Prof. Dr. Willi Ecker, thematisiert in fünf Einzelbeiträgen neue oder häufig vernachlässigte Aspekte zur Behandlung von Zwangsstörungen.
Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 4/2024














