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Verhaltensgestörte Kinder: mit Heldenfiguren eigene positive Kräfte erleben

Wenn verhaltensgestörte Kinder auf ihre eigene - vielleicht nur vermeintliche - Schwäche starren, können sie in eine "Problemtrance" abgleiten, in Ängste, Misserfolgserwartungen, aggressive Verhaltensweisen. "Hier ist es wichtig, als Gegenpol eine wirkungsvolle, kompetenzfördernde Lösungstrance aufzubauen." Gerade bei Kindern können kreative und spieltherapeutische Prozesse die eigenen Ressourcen bewusst machen und verstärken. Michael Hepp, Heilpädagoge in Würzburg, lässt daher verhaltensgestörte Kinder individuelle Heldenfiguren bauen und mit Ressourcen ausstatten: ein oft heilsamer Prozess.

Hepp kennzeichnet vier Wirkungsebenen:

  • Durch den Bau einer solchen Figur (meist aus Holzteilen) werden in einem ersten Schritt handfeste Kompetenzerfahrungen im Bereich des Werkens und Gestaltens vermittelt.
  • In einem zweiten Schritt werden mit dem Kind individuelle Stärken oder verschiedene Fertigkeiten herausgearbeitet. Diese Stärken sollen dann in Symbolen, Beschriftungen, Metaphern an die Figuren hingebaut oder angefügt werden. Durch den Bau einer solchen Heldenfigur werden diese positiven Kräfte externalisiert und bilden dadurch für die Kinder gleich einer "Sicherungskopie" ein stärkendes Gegenüber, das sich nicht so leicht durch mögliche problemorientierte Kräfte aus der individuellen Lerngeschichte des verhaltensgestörten Kindes besiegen lässt.
  • In einem dritten Schritt lassen sich mit dieser Figur anstehende Entwicklungsschritte im vorwegnehmenden Rollenspiel ungefährlich aber effizient planen und vorbereiten. Aus Rollenspielen kann mit der Heldenfigur eine komplette Heldengeschichte entwickelt und gespielt werden. Der Heilpädagoge/Therapeut ist hierbei Regisseur und Dramaturg sowie Mitspieler. Auf dieser Ebene werden sehr viele lösungsdienliche Suchprozesse ausgelöst. Durch die freie Form der Geschichte hat das Kind Zugang zu den kreativen Kräften seiner Seele.
  • In einem vierten Schritt erfolgt dann der Transfer hin zur konkreten Situation des Kindes. Meist werden die Kinder durch bestimmte Spielsequenzen tief berührt. Aus diesen Erlebnissen werden dann mögliche Lösungsansätze für ein Experiment am nächsten Tag oder in der nächsten Woche abgeleitet: Das Verhaltensexperiment mit positiver und kompetenter Grundhaltung führt zu ersten Teilerfolgen ...

In einem Aufsatz schildert Hepp detailliert sein Vorgehen und stellt abschließend die rhetorische Frage: "Wäre es nicht interessant, wenn wir es anstatt mit nervigen Kindern mit kleinen Helden zu tun hätten, die nur darauf warten, eine gut begleitete Heldenreise zu unternehmen?" 


Kind und Familie – 10 Jahre Kooperation Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe
Reichert, A.; Adams, G.; Beck, N.; Warnke, A. (Hrsg.)




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