Die Problematik gilt für beide Verfahren: "Bei der Invitro Fertilisation (IVF) werden Eizelle und Samenzellen außerhalb des Körpers in einer Glasschale zusammengebracht. Nach zwei bis fünf Tagen im Brutschrank werden die Embryonen dann in die Gebärmütter eingespült (Embryonentransfer). Bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird eine einzelne Samenzelle mit einer sehr feinen Kanüle direkt in eine Eizelle injiziert."
Betroffene Paare fühlen sich häufig stigmatisiert. Daher betont Wischmann: "Inwieweit eine Fruchtbarkeitsstörung ausschließlich psychisch bedingt sein kann, ist inzwischen eindeutig geklärt: Sofern nicht eine verhaltensbedingte Infertilität vorliegt, spielt die Psyche bei unerfülltem Kinderwunsch ursächlich keine Rolle. Die ´psychogene Infertilität´ ist somit als Mythos zu bezeichnen.
In der Kinderwunschberatung spielt dieser Fakt eine wichtige Rolle, da sich viele Paare mit den paramedizinischen Hypothesen zur ´inneren Blockade´ konfrontiert sehen. Diese Hypothesen führen im ungünstigsten Fall zum ´blaming the victim´, als sei Kinderlosigkeit selbst verschuldet, und damit womöglich zu belastenden Schuldgefühlen - ähnlich wie es Endometriose-Betroffene und Frauen mit (wiederholten) Fehlgeburten oft erleben. Die Annahme einer ´inneren Blockade´ ist also kontraproduktiv und insbesondere wissenschaftlich nicht haltbar. Dementsprechend sind auch Behandlungserfolg (schwanger werden) und Fehlgeburtsrisiko (schwanger bleiben) nicht vom ´positiven Denken´ der Betroffenen abhängig."
Das Themenheft "Kinderwunsch heute´ (Report Psychologie 6/24) bietet mit wissenschaftlichen Einzelbeiträgen einen aktuellen Einblick in ungewollte oder gewollte Kinderlosigkeit, ´Regenbogenfamilien´, Elternzeit u.a..