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Umfrage: 2,1 Mio. Arbeitnehmer machen auf Krank

"Blaumachen" ist bei Männern beliebter als bei Frauen

 

Allein für das Jahr 2013 registrierte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen über 40,5 Mio. Arbeitsunfähigkeitsfälle, mit mehr als 522 Mio. Fehltagen. Ob wirklich alle Krankschreibungen gerechtfertigt waren, bleibt für viele Arbeitgeber eine Vertrauensfrage.

Eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage des Versicherungs-Vergleichsportals Geld.de unter 1.000 Arbeit- nehmern belegt nun aber: Krankfeiern ist in Deutschland längst Volkssport. Besonders beliebt: Die kalte und dunkle Jahreszeit. Ganz nach dem Motto: Wenn eh alles schnupft und nießt, fällt eine Krankschreibung mehr oder weniger in der Firma schon nicht auf. Die Studie wurde von der Keyfacts Onlineforschung GmbH durchge- führt. Alle Antworten wurden auf die rund 31,9 Mio. deutschen Berufstätigen hochgerechnet.

Das Ergebnis: Fast 2,1 Mio. Beschäftigte, 6,5 Prozent der Befragten, planen in diesem Winter ihren Arbeitgeber durch eine vorgetäuschte angebliche Krankheit zu betrügen und auf blau zu machen. Sonderferien auf Kosten der Kollegen und der Firma sozusagen.

Doch was bedeutet das für die Volkswirtschaft? Wie Geld.de errechnete, entsteht durch das "Blaumachen" ein Gesamtschaden in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro. Die Summe könnte allerdings noch steigen, denn weitere 2,5 Mio. Beschäftigte sind derzeit noch am Überlegen, ob sie sich nicht doch noch zu Karneval und Co. ein paar weitere Tage Urlaub auf Krankenkassenkosten genehmigen sollten.

Männliche Kollegen sind dreister als Frauen

Die Studie belegt, dass die männlichen Kollegen dreister im Krankfeiern sind, als die weiblichen: Fast zwei Drittel (62 Prozent) aller "Blaumacher" stammen aus dem "starken Geschlecht", aber nur 38 Prozent sind Frauen. Die Hitliste unter den Blaumachern führt die Rubrik " bis zu 3-Tage-Sonderurlaub" an. Etwa 1,1 Mio. Arbeitnehmer (52 Prozent der "Blaumacher") genügt dies, um sich vom Stress auf der Arbeit zu erholen.

Ebenfalls sehr beliebt sind Auszeiten zwischen vier bis sechs Arbeitstagen, die von mehr als einer halben Milli- on Beschäftigten (0,7 Mio.) eingeplant sind. Doch es geht noch dreister: So planen sechs Prozent der "Blauma- cher" (0,1 Mio. Arbeitnehmer) zwischen sieben und neun Tage unberechtigt frei zu nehmen. Weitere neun Prozent (0,2 Mio. Beschäftigte) gehören fast schon der Kategorie "notorische Arbeitsverweigerer" an. Sie wollen sogar mehr als neun Tage zu Hause faulenzen.

Aus arbeitsrechtlicher Sicht ist das "Blaumachen" alles andere als ein Kavaliersdelikt. Wer sich beim Feiern in der Kneipe erwischen lässt, riskiert seinen Job. Denn der Arbeitnehmer täuscht seinem Chef oder seiner Chefin vorsätzlich eine angebliche Arbeitsunfähigkeit vor. Fliegt der Schwindel auf, liegt alles Weitere im Ermessen des geprellten Arbeitgebers. Er kann zwischen Abmahnung, ordentlicher Kündigung oder gar fristloser Kündi- gung wählen.

Gründe für das "Blaumachen"

Trotz der drohenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen: Bei den Gründen zum "Blaumachen" sind die Simu- lanten um keine Ausrede verlegen. So feiern gut 22 Prozent (0,44 Mio. Arbeitnehmer) schon mal vorsorglich krank, weil "sie sich nicht bei Kollegen anstecken wollen". Weitere 21 Prozent (0,35 Mio. Beschäftigte) gaben an, dass sie "im Winter regelmäßig psychologische Probleme" bekämen und ihre Depression lieber zu Hause als im Büro pflegen wollten. 17 Prozent der Arbeitsverweigerer meinen, dass ihre Pausen im Winter weniger auffie- len, da der Krankenstand in dieser Zeit allgemein höher liege als zu anderen Jahreszeiten. Immerhin 8 Prozent der bekennenden "Blaumacher" wollten damit ihrem Arbeitgeber "eine auswischen".

Die Geld.de-Studie gibt auch Einblicke in die Freizeitgestaltung der vorsätzlichen Krankmacher (Mehrfachnennungen waren möglich). Das Gros der "Blaumacher" geht auf Nummer sicher und "bleibt zu Hause, lässt es sich gut gehen" (61 Prozent). Grund: Man befürchtet, dass der Chef oder die Kollegen vielleicht doch mal spontan vorbeischauen, um gute Besserung zu wünschen.

Ganze 33 Prozent der Simulanten wollen das Plus an Freizeit für längst überfällige Hausarbeiten nutzen, wäh- rend weitere 15 Prozent ihren alltäglichen Hobbys nachgehen möchten. Nur ein Prozent will sich mit Freunden treffen und einen "drauf machen".

Etwas risikofreudiger sind acht Prozent der Befragten, die sich im Winter nach Sommer, Sonne und Strand sehnen. Sie nutzen den gelben Urlaubsschein für einen Kurztrip in den Süden. Drei Prozent zieht es wiederum in noch kältere Gefilde und verbringen die zusätzlichen Tage mit Skifahren in den Bergen.

Ob Abiturient oder Hauptschüler: Alle feiern gerne krank

Das Umfrageergebnis zeigt auch, dass sich das "Blaumachen" fast gleichmäßig durch alle Bildungsschichten zieht. So gaben acht Prozent der Befragten mit Volks- und Hauptschul-Abschluss an, sich krankschreiben zu lassen. Bei den Befragten mit Abitur (Fach- und Hochschulreife) sind es sieben Prozent und bei denjenigen mit Realschulabschluss sechs Prozent.

Studiendesign: Befragung Keyfacts Onlineforschung GmbH von 1.000 Berufstätigen in Angestelltenverhältnissen. Basis zur Berechnung des volkswirtschaftlichen Schadens: destatis, Arbeitszeiten und Bruttoverdienste der vollbe- schäftigten Arbeitnehmer (2013). Anzahl der Arbeitnehmer: destatis: Mikrozensus zum Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit für das Jahr 2012.

Literatur zum Thema:
Absenzanalyse im Kontext des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Seubert, Christian




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