Bohleber nennt einige "transgenerationelle Prozesse bei der Bewältigung der Folgen von kollektiven Katastrophen:
- Die Identifizierung findet nicht mit der Person oder den Eigenschaften von Vater oder Mutter alleine statt, sondern auch mit deren Lebensgeschichte, insbesondere mit jenem Teil, der vor der Lebenszeit der Kinder liegt."
- Das innere Repräsentanzsystem von Nachgeborenen kann "zu einem Reservoir für die unerwünschten Anteile von Vater und Mutter werden. Indem die Geschichte eines anderen in das Kind hinein projiziert wird und es sich damit identifiziert, erlebt es in einem Teil seines Selbst ein Gefühl der Entfremdung. Diese Identifizierungen können nicht ins Selbst assimiliert werden, sondern bilden einen Fremdkörper.
- Es handelt sich um eine unbewusste Identifizierung, die aber nicht einer Verdrängungsleistung entstammt, sondern durch direkte Einfühlung in den unbewussten, verschwiegenen oder totgesagten Inhalt eines elterlichen Objekts entstanden ist. Man kann es als Geheimnis oder als 'Phantom' bezeichnen, das sich im dynamischen Unbewussten des Kindes eingenistet hat. Eigene Gefühle und eigenes Verhalten, die dynamisch damit zusammenhängen, entpuppen sich als entlehnt und gehören eigentlich der Geschichte der Eltern an.
- Diese Art von narzisstischen Identifizierungen ist auch durch eine Nichtanerkennung der Generationsgrenzen gekennzeichnet. Das Verschwimmen der Grenzen zwischen den Generationen ist auch der Grund dafür, dass das Zeiterleben der Kinder gestört wird. Indem diese Kinder in zwei Wirklichkeiten leben, ist die Vergangenheit mit der Gegenwart vermischt. Angehörigen dieser zweiten Generation mangelt oft das Gespür für die eigene Lebenszeit ..."