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Transpersonale Psychotherapie im Psychomarkt: Spaltung der Persönlichkeit und Konditionierung zur Unterordnung

Psychologie und Gesellschaftskritik: Transpersonale Psychotherapie vor dem Hintergrund einer theosophischen Spiritualität ist ein profitabler Psycho- und Weiterbildungs- Markt. Die Risiken für die psychische Gesundheit Betroffener sind hoch. Ideologiebildungen autoritärer Gesellschaftsstrukturen stehen im Hintergrund. Oft lassen sich auch wissenschaftlich gebildete TherapeutInnen auf das florierende Business ein. Die Psychotherapeutin Karin Daecke hat die Problematik in jahrelanger Forschungsarbeit analysiert und in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Psychologie und Gesellschaftskritik" zusammengefasst.

 

"Immer mehr esoterisch spirituell bzw. transpersonal psychologisch involvierte Menschen aus dem hierzu gehörenden Marktbereich kamen in meine Praxis. Mir fiel auf, dass ihre neurotischen und narzisstischen Kontaktstörungen/Abwehrsymptome oft spirituell-esoterisch ausgestaltet und verfestigt waren", berichtet Karin Daecke.

 

Der Psychomarkt fordert für KlientInnen wie TherapeutInnen fünf maßgebliche Entwicklungsstufen:

 

1. Initiatischer Identitätsaufbruch (Überflutungs-/Umwertungserfahrungen, Auflösung der Ichgrenzen)

2. Dualistisch aufspaltende Vereinnahmung (Ratio-/partieller Selbstverlust: Selbst-Spaltung, Metawelt- und Ideal-Fixierung)

3. Identifikation mit spirituellen LehrerInnen und ihren Lehren

4. Introjektion der Neuausrichtung auf leiblicher, emotionaler, intellektueller Ebene und in den Bereichen von Wahrnehmen, Zuordnen, Verarbeiten, Verstehen von allem, was in einem selbst, im sozialen Beziehungsfeld und in der Welt geschieht

5. Rollenübernahme in der spirituellen Mission im eigenen Lebensfeld

 

"Diese Entwicklungsstufen spalten die Persönlichkeit nachhaltig gemäß den dualistischen Evolutions-, Ordnungs- und Einheitsprinzipien der Theosophie auf allen genannten Ebenen.

 

Infolge dieser Entwicklung bilden sich in der therapeutischen Beziehung große Abhängigkeiten mit problematischem Machtgefälle und narzisstischer Psychodynamik auf beiden Seiten, die bis in die Übertragungs-/Gegenübertragungsprozesse hineinwirken. In Gruppenkontexten nehmen spirituelle Entgrenzungsprozesse und Idealfixierungen zu, was zu problematischen Gruppendynamiken mit Ausblenden, Abspalten und Auslagern wertmindernder Selbstanteile an Andere führt. Die mühsam errungenen Funktionen der Autonomieentwicklung verlieren an Wert. Regressive Tendenzen werden gefördert und nehmen zu.

 

Die Rollen von TherapeutInnen und spirituellen LehrerInnen verschwimmen, und aus KlientInnen werden SchülerInnen, Adepten. Verantwortung wird beidseits zunehmend auf eine göttlich numinose Führungsebene auslagerbar, der man vermeintlich nur vertrauen, folgen lernen muss, um eine Entwicklung zum Guten - also Heilung - herbei zu führen.

 

Führen und folgen werden zu angestrebten Entwicklungszielen. Sie entsprechen den Entwicklungsidealen rechter, autoritärer Bewegungstraditionen und treten an die Stelle emanzipativer Entwicklungsziele wie Individuation/Autonomieentwicklung, Selbst-/Mitverantwortung, Selbst-/Mitbestimmung, Auseinandersetzungs-/Abgrenzungs- und Integrationsfähigkeit - alles Voraussetzungen für eine aktive Teilhabe am demokratischen Miteinander ..."

Literatur zum Thema

Karin Daecke: Spiritualität und Psychotherapie - problematische Hintergründe, Verbindungen, Folgen
In: Psychologie + Gesellschaftskritik Nr. 170, S. 11-51

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