Die üblichen Fragen nach Verhaltensbegründungen (Warum? Wieso? Weshalb? Was sind die Gründe?) verlangen ein Nachdenken der Interviewten, entsprechend vorbereitet und wenig informativ sind die dann folgenden Aussagen, berichtet Westhoff. In einem effektiven Tiefeninterview nach den EOG-Regeln hingegen lässt man die Interviewten berichten, was sie in leistungsdifferenzierenden Situationen erlebt und getan haben, und zwar so, dass man sich den Ablauf des Geschehens so vorstellen kann, als ob man eine Film sieht. In solchen Berichten über abgelaufene Ereignisse finden sich die entscheidungsrelevanten Informationen - nicht jedoch in den vorbereiteten Berichten, von denen die Interviewten annehmen, dass die Interviewer sie hören wollen. Alle Interviewten berichten gern über ihre Erfahrungen; diese Regelmäßigkeit im Verhalten nützt das EOG und vermeidet das, was jeder hasst, nämlich vernünftig klingende Begründungen für sein Verhalten zu geben; denn menschliches Verhalten ist primär nicht "vernünftig", sondern von Emotionen, Vorlieben und Abneigungen, Interessen und Belohnungen gesteuert.
Prof. Dr. Karl Westhoff und sein Team (TU Dresden) haben diese und viele andere Gesetzmäßigkeiten im menschlichen Verhalten in Checklisten mit den Regeln des EOG als Tiefeninterview zu einem erfolgreichen Handwerkskasten für das Eignungsinterview zusammengestellt. In erster Linie ist das Handbuch für Personalentscheider konzipiert. Doch kann es auch anderen Berufsgruppen - z.B. Ermittlern, Journalisten, Therapeuten - zur Qualifizierung der Interviewtechnik dienen.
Das Entscheidungsorientierte Gespräch (EOG) als Eignungsinterview
Westhoff, Karl (Hrsg.)